logo kopfgrafik links adresse mitte kopfgrafik rechts
   
Facebook Literaturhaus Wien Instagram Literaturhaus Wien

FÖRDERGEBER

Bundeskanzleramt

Wien Kultur

PARTNER/INNEN

Netzwerk Literaturhaeuser

mitSprache

arte Kulturpartner

Incentives

Bindewerk

kopfgrafik mitte

Leseprobe: Jochen Jung - "Das süße Messer."

2

Der dunkle Glanz auf der gegenüberliegenden Wand schimmerte plötzlich metallisch auf, grünlich und violett wie das feuchte Glänzen von Seifenblasen. Es schien Ute so, als läge die Quelle dieses Glanzes im Innern der Wand oder vielleicht sogar dahinter. Was da für Sekunden aufleuchtete, war ebenso schnell wieder verschwunden, war von dem matten Dunkel aufgesogen, das da schon vorher geherrscht hatte und sich jetzt noch auszubreiten schien. Die Tiefgarage kam ihr vor wie eine Krypta, der die dazugehörige Kathedrale fehlte.
Sie hatte gehört, wie ein Auto näher kam, hinter ihr vorbeizog und dann offensichtlich weiter vorn eingeparkt wurde. Die Lichter hatten wie Suchscheinwerfer die Betonwände abgetastet, an denen es seltsam ölige Flecken gab, wie auch immer die dorthin gekommen waren. Wie eine helle Hand war das Licht auch über die Autos gefahren, die dort in Reih und Glied und doch jedes für sich standen, im zurückgekehrten Dunkel wieder ganz ihrer eigenen Würde überlassen, die sie hier hüteten.
Wie verschieden diese Autos voneinander waren, ging es Ute durch den Kopf, die Marken, die Farben, das Alter machten in der jeweiligen Mischung etwas Besonderes aus jedem einzelnen, und dann standen sie auch überhaupt nicht alle genau parallel. Von Reih und Glied konnte eigentlich gar keine Rede sein, sie standen eher da wie Stallvieh, überall waren ungleiche Abstände und Winkel, es war eine Parade der Eigenwilligkeit, und sie merkte, wie nur ihre völlige Unkenntnis dessen, was unter den Motorhauben verborgen war, sie daran hinderte, einer alten Idee, dass Autos in Wahrheit individueller und also vermutlich auch verletzlicher seien als Menschen, weiter nachzugehen. Aber sie sah die Kratzer und Roststellen mit Freude, ja mit einer Art Zuneigung, in die hinein sie auf einmal eine heillose Angst um ihr Kind überfiel: Sie war ebenso überzeugt davon, dass Ruth nichts fehlte, wie vom Gegenteil. Und das Gegenteil hieß?

(S. 12 - 13)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Link zur Druckansicht
Veranstaltungen
Grenzenlos? (Literaturedition Niederösterreich, 2020) - online

Do, 14.01.2021, 19.00 Uhr Buchpräsentation mit Lesungen Die Veranstaltung kann über den Live...

Super LeseClub mit Diana Köhle & David Samhaber - online

Mo, 18.01.2021, 18.30-20.30 Uhr online-Leseclub für Leser/innen von 15 bis 22 Jahren Anmeldung...

Ausstellung
Claudia Bitter – Die Sprache der Dinge

14.09.2020 bis 25.02.2021 Seit rund 15 Jahren ist die Autorin Claudia Bitter auch bildnerisch...

Tipp
LITERATUR FINDET STATT

Eigentlich hätte der jährlich erscheinende Katalog "DIE LITERATUR der österreichischen Kunst-,...

OUT NOW flugschrift Nr. 33 von GERHARD RÜHM

Die neue Ausgabe der flugschrift des in Wien geborenen Schriftstellers, Komponisten und bildenden...