Bärlapp wurde an Türen genagelt, zu einem Kranz verflochten und in der Schlafkammer als so genannte Unruh aufgehängt oder in den Kopfpolster gesteckt, um sich gegen Drude und Nachtalb zu wehren, deren üble Angewohnheit es war, schlafende Menschen zu peinigen. Bärlapp sollte verhindern helfen, dass der Nachtalb die Haare eines Schlafenden zu kaum entwirrbaren Knoten verwickelt, zu Albknoten oder Drudenknoten, von denen das gefürchtete Albdrücken kommt.
Durch ständiges Zureden und ein äußerst behutsames Annähern gelingt es ihm schließlich, dem Kalb die Scheu vor ihm zu nehmen, es zu berühren, zu kraulen, am Kopf zu massieren, zu streicheln, bis es nach einer Weile sogar den verletzten Fuß begutachten lässt. Der Hirte diagnostiziert, dass nichts gebrochen zu sein scheint, das Kalb an einem Bluterguss oder einer Entzündung leiden dürfte, vermutlich als späte Nachwirkung der Verletzung beim Auftreiben. Eine Salbe mit einer stark ziehenden Wirkung soll Schmerz lindern. Die Quelle wird vom Hirten gepflegt, der kleine, abgedeckte Bunker mit dem Wasservorrat und das Gerinne zum Bunker alljährlich vom Feinschlamm befreit, der unaufhörlich entsteht und mitgespült wird, während der Schneeschmelze, bei starkem Regen, nach Gewittern. Überwasser fließt in Brunntröge und Lacken, die Tränken fürs Vieh.
Fliegen piesacken das Rindvieh und belagern das Hütteninnere, verschwinden jedoch in dem Moment, als plötzlich Kälte aufzieht. Bis zum Abend ist der Himmel gänzlich rabenschwarz bedeckt, nur einige Augenblicke lang ritzt der aufkommende Wind tief im Westen einen schmalen, abendroten Streifen in die Wolken.
© 2008 Bibliothek der Provinz, Weitra.
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