Textprobe, Auszüge Seite 107:
Sie stellt sich ihre Haut als die eines anderen Menschen vor, als fremde Haut.
Sie schließt die Augen, sie denkt, es ist ihre Hand, aber nicht ihr Körper.
Sie erkennt aber ihren Körper, die vielen Muttermale, die trockenen, schrundigen Stellen.
Sie versucht es anders. Denkt sich ihre eiskalten Hände als zu einem anderen Körper gehörend. Auf der von der Decke gewärmten Haut ist die Handfläche wirklich fremd und sehr kalt.
Es ist ihr Körper, ihr Bauch, ihre Haut, aber die Hand gehört einem anderen Menschen.
Sie denkt an Kathy, die bestimmt kein Problem damit hat, ihren eigenen Körper mit den eigenen Händen, die in Liz‘ Vorstellung immer angenehm warm sind, zu berühren. Die sich nicht schämt, in diesem Moment mit sich alleine zu sein.
Und Kathy schämt sich auch nicht. Trotzdem denkt auch sie an einen anderen Körper; warm ist sie, diese Haut.
Rau sind sie, diese Hände, denkt Liz.
© 2016 Müry Salzmann, Salzburg