DIE VERMEIDBARKEIT DES UNAUSWEICHLICHEN
"Wie ich weiß, wie sie wissen, wie wir alle wissen ..." Ich schau aus dem Fenster in den Hof, knöpfe mir das Hemd zu. Schneetreiben am Morgen. Tagesschau, Tennis, Musicclips, Talkshows. Ich träume, ich sitze im Zug und die Heizung ist defekt. Tundra. Milchglas. Gelächter. (S. 25)
FRÜHSTÜCK
Ich nehme den Telefonhörer und melde mich mit verschlafener Stimme. Dann marschiere ich los. Ich lege mich auf den Rücken und seh den Möwen zu. Wehende Fahnen am Getreidesilo. Von Zeit zu Zeit das Platschen der Ruder im Wasser. Wir gleiten dahin. Endlich eine Einfahrt. Hinterhof mit Blumen. Ich sink in mich zusammen, bevor ich den Hut ziehend den Raum verlasse und das Gepäck aus dem Schließfach hole. Im Wartehäuschen läuft ein Fernseher. Telegrafenmasten, Kirchtürme, Möbelzentren. Es beginnt zu regnen. Wir legen uns in die Zelte. Das Trommelfeuer der Tropfen klingt wie Maschinengewehre im Petersdom. Draußen sind zwei Förster aufgetaucht. Sie sind englischen Höhlenforschern auf der Spur. Die Sonne bricht hervor. Frühstück. (S. 33)
STÜCK FÜR STÜCK
schwand das Bewußtsein. Kein Gedanke blieb länger als den Bruchteil einer Sekunde greifbar, von Fassen ganz zu schweigen. Schweigen. Ja, Schweigen. Schweigen im Wald. Schweigen im Auto. Schweigen in den Straßen. Das Schweigen der Lämmer. Schweigen am Klo. Dieses entsetzliche Schweigen. Ist denn da niemand? Die Knie zittern. Der Hals ist trocken und rauh. Nun, kein Wunder. Aber das ist doch alles nicht wahr. Ich gehe jetzt. Leicht wie eine Feder, kaum spürbar, von perlender Frische und Sauberkeit. (S. 47)
© 1997, Edition Selene, Klagenfurt.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.
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