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Eines Tages wollte sich meine Schwester sein Bitten und Drängen nicht länger anhören. Alle fünf Minuten sagte er, dass er zu Hause erwartet werde, das war nicht zum Aushalten. Unserem damaligen Empfinden nach überstiegen seine endlosen Wiederholungen jedes erträgliche Maß. Helga ging mit ihm hinaus auf die Straße und verkündete: "Das ist dein Haus!" "Nein, das ist nicht mein Haus", erwiderte er. "Dann sag mir, wo du wohnst." Er nannte die korrekte Straße mit Hausnummer. Triumphierend zeigte Helga auf das Hausnummernschild neben der Eingangstür und fragte: "Und, was steht hier?" Er las ihr die zuvor genannte Adresse vor. Helga fragte: "Was schließen wir daraus?" "Dass jemand das Schild gestohlen und hier angeschraubt hat", erwiderte der Vater trocken – was eine etwas fantastisch anmutende Deutung war, die aber keineswegs jede Schlüssigkeit vermissen ließ. "Warum sollte jemand unser Hausnummernschild klauen und an sein Haus schrauben?", fragte Helga empört. "Das weiß ich auch nicht. Die Leute sind halt so." Das stellte er mit Bedauern fest, gleichzeitig zeigte er nicht den geringsten Anflug von Skepsis angesichts der Unwahrscheinlichkeit seiner Argumentation. (S. 53 f)
© 2011 Hanser Verlag, München.
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