In jenen Jahren, bevor das Tiramisu und die Spanische Wegschnecke über uns gekommen sind, bestand die Welt für mich aus Gerüchen und Stimmungen. Es sind keine besonderen Düfte, die sich in meiner Erinnerung festgesetzt haben, die ich an bestimmten Personen, Ereignissen oder Orten festmachen könnte, sondern ich erinnere mich an eine Art von Aufgeregtheit, die mich als Kind manchmal erfasste, wenn etwas Unbekanntes, Neues bevorstand, etwas, auf das ich mich freuen konnte, das Abenteuerliches versprach. Wenn heute diese erinnerte Stimmung dann und wann ganz augenblicklich zurückkehrt und sich ebenso schnell wieder verflüchtigt, denke ich voller Wehmut an jene Tage, als die Welt für mich noch viel versprechend war, an eine Zeit, als für mich noch alle Wege offen waren und alles möglich schien.
Es waren die Tage der amerikanischen Armee-Jacken und meiner ersten Leonard Cohen-Platte, die Zeit zwischen beginnendem Bartflaum und meinem ersten Geschlechtsverkehr.
(S. 70)
© 2003, Kitab, Klagenfurt, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.
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