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Christine Lavant: Die Bettlerschale

Christine Lavant und Elke Heidenreich lesen
Die Bettlerschale
Gedichte
Ausgewählt von Michael Krüger
ISBN: 3-89584-549-3
Spielzeit: 59 Min.
Produktion: ORF / Der Hörverlag 2001
Der Hörverlag 2001

Ein schöner Zufall: 1956, im selben Jahr wie Ingeborg Bachmanns Lyrikband "Anrufung des Großen Bären", ist auch Christine Lavants erster Gedichtband "Die Bettlerschale" erschienen. Hört man Christine Lavant ihre Gedichte vortragen, dann wird man seltsamerweise ein wenig an die Stimme, aber auch an die Haltung von Ingeborg Bachmann erinnert. Die eigentlich dünne, hohe Frauenstimme, die brüchig und eher unsicher klingen könnte, die ihre Worte aber sehr bewußt und mit großem Willen zur Selbstbehauptung der Sprache setzt. Die Sprache gibt Sicherheit. Ein große Klarheit stellt sich ein, so dunkel die Worte auch manchmal sein mögen. Man hört Lavant ihre schweren körperlichen Gebrechen nicht unbedingt an. Mehr meint man die Stärke und Kraft wahrzunehmen, die Lavant zweifelsohne besessen hat. Ihre eigentliche Schaffenszeit dauerte nur fünf Jahre, von 1945 bis 1950. In dieser Zeitspanne sind 562 bisher publizierte Gedichte entstanden, 692 noch unveröffentlichte und 634 Seiten Prosa. Nachzulesen ist das in einem ausführlichen Text von Silke Andrea Schuemmer über Christine Lavant. Schuemmer beschreibt eindrücklich, unter welchen Bedingungen Lavant aufgewachsen ist - das neunte Kind einer Bergarbeiterfamilie, stets krank. Die Krankheit sollte zu einem ständigen Begleiter werden. Sie litt unter Lungentuberkulose, Atemnot, periodischen Fieberschüben, einer Mittelohrentzündung, die übersehen wurde und sie fast taub werden ließ, einer Wirbelverkrümmung, schließlich unter einer schweren endogenen Depression. "Ich bin biologisch nicht 48, sondern 68 Jahre", schrieb Lavant an einen Freund.

"Wie pünktlich die Verzweiflung ist!", heißt es in einem der ersten Gedichte der "Bettlerschale". Leid und bereitwillige Leidensfähigkeit, aber auch die Auflehnung gegen die Benachteiligung sind zentrale Themen in Lavants Lyrik, die sich oft an Gott wendet. An einen Gott, mit dem durchaus auch gehadert wird und der etwas sehr Körperliches bekommen kann und wie ein Liebhaber angerufen wird. Hört man die Lyrik von Lavant gelesen, dann vermittelt sich sehr deutlich, was die selbst einmal gemeint: "Ich bin ein einfaches und durchtriebenes Geschöpf".

Lavant liest aus ihrem Gedichtband "Die Bettlerschale", Elke Heidenreich aus "Spindel im Mond" (1959) und "Der Pfauenschrei" (1962). Eine gelungene Interpretenwahl ist das insofern, als Heidenreich nun gerade das Gegenteil einer zurückgezogenen Frau verkörpert, die sich gerne klein macht. Von Heidenreich können Frauen in Sachen Selbstbewußtsein nur lernen. Heidenreich liest natürlich fordernder, forscher und noch direkter. Das tut den Gedichten gut, sie offenbaren ihr durchaus realistisches Potential. Es wird klarer, welche Kraft die ebenso exzentrische wie schwermütige Poesie der Christine Lavant besitzt.

Originalbeitrag

Karin Cerny
1. Februar 2002

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