Fast weiß wie dieses Blatt Papier. Weiß wie nichts. Keine Schmerzen mehr. Kein Lärm mehr. In Svalbard fiel ähnlich wenig Niederschlag wie in der Sahara. Das Land war eine Wüste. Doch der jährliche Niederschlag prasselte nicht in wenigen Tagen oder Wochen zu Boden und versickerte dann schnell wie in Afrika. Auf Svalbord blieb er liegen, der Schnee. Wurde vom Wind verblasen, bis das ganze Land weiß war. Sebastian sah ihm dabei zu. Das ganze Land und das ganze Meer gefror. Jede Pflanze, die sich im kurzen Sommer hochgekämpft hatte, wurde weiß. Jeder Stein, der am Boden lag. Die Geröllmoränen und Frostschutthalden. Jedes Rentier, das gestorben war, wurde zugedeckt. Jedes Tier, jeder Mensch. Ein weißer Nebel zog auf und bedeckte sogar die Sonne mit Weiß. Sebastian sah ihm zu, wie er alles verhüllte. Er streckte sich aus.
Ob er Moose und Flechten wachsen spüren würde, wenn sie sich auf ihm ansetzten? Das Moos auf dem Stein. Der Schnee auf dem Moos. Nebelfetzen, die über den Schnee hinwegzogen – aus dem Hintergrund von der Sonne bestrahlt.
Weiß. Grelles Weiß. Ein pochender Schmerz, ein Brennen der Augen, ein Bersten der Schläfen. Ein monotones Brummen.
(S. 129f)
© 2008 Skarabaeus, Innsbruck-Wien-Bozen.
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