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Paulus Hochgatterer

April 2002

Paulus Hochgatterer, ein Autor, dessen Name wie ein Hochgebirgszug klingt, verknüpft in seinem neuen Roman "Über Raben" zwei private Leidenschaften: das Bergsteigen und den analytisch-genauen und sensiblen Blick in die Jugendlichenpsyche. Hochgatterer, der hauptberuflich als Kinder- und Jugendpsychiater arbeitet, schickt einen paranoiden Lehrer samt Gewehr (das allerdings nie losgeht) in die Alpen und läßt parallel, aber zeitlich versetzt, aus der Perspektive eines 13-jährigen Mädchens ihren Schulalltag ablaufen.

Am 11. April um 19.30 Uhr wird Hochgatterer aus seinem Roman im Wiener Literaturhaus lesen.

Hier zur Einstimmung ein E-Mail-Interview mit Paulus Hochgatterer über die Geheimnisse seiner Figuren, die Entstehung dieses Buches, die Gemeinsamkeiten von Bergsteigen und Sex und über die Notwendigkeit von Katzen. Eine Rezension des Romans finden Sie in unserem Buch-Magazin.

Karin Cerny: Die ersten Besprechungen zu Ihrem neuen Roman "Über Raben" waren ein bißchen ratlos was die Struktur des Buches angeht, wie und ob die beiden Erzählstränge zusammenhängen. Sind Sie von mehr Spürsinn seitens der Leser ausgegangen oder war von vornherein eine offene Form mit viel Assoziationsmöglichkeit geplant?

Paulus Hochgatterer: In "Über Raben" werden zwei Erzählstränge bewußt ohne unmittelbare Verschränkung nebeneinander geführt, wobei die einfacheren inhaltlichen Zusammenhänge einem halbwegs aufmerksamen Leser nicht entgehen werden. Daß darüber hinaus Bereiche offen bleiben und damit die Möglichkeit für Phantasien und Spekulationen geschaffen wird, ist Absicht und rechnet mit einem Leser, der das gern hat. Rezensenten, die Bücher schludrig lesen oder beleidigt reagieren, wenn sie nicht gleich alles verstehen, begegnet man gelegentlich; das hält man aus, denn diese Spezies ist glücklicherweise nicht allzu häufig.

Wie entsteht ein Hochgatterer-Roman? Welche Überlegungen standen am Beginn von "Über Raben" und wohin hat das in weiterer Folge geführt?

Am Anfang dieses Romanes standen mehrere Dinge zugleich: die Absicht, ein Buch über das Klettern und die Schule zu schreiben; ein Buch, das zwei Geschichten parallel erzählt und auf der Realebene nicht zusammenführt; als Mann eine Geschichte (zumindest zum Teil) aus der Perspektive eines Mädchens zu erzählen. Geworden ist es offenbar auch ein Kriminalroman ohne (auf der Hand liegende) Leichen, ohne entlarvten Täter mit vielleicht einem Motiv und als möglicher Tatwaffe einem Gewehr, das während des gesamten Buches nicht losgeht (obwohl es das laut Tschechow müßte, wie mir Klaus Nüchtern [Anm: Redakteur des "Falter", der für die Falter-Buchbeilage ein Gespräch mit Hochgatterer geführt hat] beigebracht hat). Aber vielleicht ist das Gewehr auch schon früher losgegangen.Wenn ich das so hinschreibe, kommt mir vor, daß das eigentliche Thema des Buches scheinbare Unvereinbarkeiten sind, - abgesehen von meinem eigenen Faible für das Bergsteigen, für Kriminalromane und für Lehrer.

Apropos Leichen: Die 13-jährige Valentina lebt allein mit ihrem Kater Ratajczyk, hat ein Faible für Todesarten, und (wie viele Teenager) für düstere Musik, sie lüftet, verdächtigerweise, gerne und oft die Wohnung. Was halten Sie von der Überlegung, daß in der Wohnung womöglich (Eltern-)leichen liegen?

In den Kellern des Lebens junger Menschen liegen meistens irgendwelche Leichen begraben (unburied), warum also nicht (Eltern-)leichen und warum nicht gleich in der Wohnung?

Sie wollen uns also nicht allzu viel verraten über ihre Figuren. Dann eine andere Frage zu ihrer Leidenschaft fürs Klettern. Im Falter-Gespräch mit Klaus Nüchtern haben Sie gesagt, Bergsteigen habe mit einem grundsätzlichen Gefühl von Aufgehobensein zu tun. Im Buch vermittelt sich für mich sehr das Gefühl eines Kampfes - vor allem mit sich, seinen körperlichen Gebrechen, die leider mit dem Alter massiver werden, aber auch mit den Gedanken, die den ins Gebirge ziehenden Lehrer wie Raben oder Geier umkreisen. Was haben Kampf und Aufgehobensein miteinander zu tun?

Kampf und Krampf sind nicht notwendigerweise unvereinbar mit einem Gefühl des Aufgehobenseins, - zumindest für das Bergsteigen gilt das (für Sex auch manchmal, habe ich mir sagen lassen). Aufgehoben fühlt man sich da in erster Linie bei sich, das ist vielleicht das Entscheidende. Manche Leute könnten das wahrscheinlich mit Hilfe von Endorphinen erklären, die in irgendwelchen Hirnregionen ausgeschüttet werden. Ich habe lieber ein Gefühl des Aufgehobenseins beim Bergsteigen oder beim Sex als eine Endorphinausschüttung im Hirn.

Kommen wir zu Ihrem Brotberuf als Kinder- und Jugendpsychiater. Wie sieht Ihr Alltag aus? Lesen Ihre Ärztekollegen oder Ihre Patienten Ihre Bücher? Welche Rückmeldung bekommen Sie von dieser Seite?

Mein Alltag im Spital läuft so ab, daß ich mich mit Kindern und Jugendlichen beschäftige, die auf Grund psychischer Schwierigkeiten stationär untersucht und behandelt werden. Das sind zum Beispiel Kinder mit verschiedenen Verhaltensauffälligkeiten, Kinder nach Mißhandlungs- oder Mißbrauchserfahrungen, Kinder nach Selbstmordversuchen oder Jugendliche mit Drogenproblemen. Meine Ärztekolleginnen und -kollegen lesen gelegentlich meine Bücher und trauen sich inzwischen auch mit mir darüber zu reden. Das gleiche trifft auch auf die Vertreter der anderen Berufssparten im Spital zu, wie Krankenschwestern, Therapeutinnen und auch auf meine Patienten. Die sind manchmal besonders kritisch, aber ich denke, das ist recht so.

Blöd gefragt: Warum tun Sie sich das an, nach getaner Arbeit im Spital auch noch Bücher schreiben?

Warum tue ich mir vor dem Schreiben die Arbeit im Spital an? Literatur ist in gewisser Weise lebenswichtig wie Sauerstoff, Musik, Fußball, und Schlagobers (über Bergsteigen und Sex haben wir ja schon gesprochen).

Lebensnotwendig für Ihre Protagonistin ist auch Ihr Kater Ratajczyk - der Name ist geliehen von einem Fußballer, der nun bei der Austria spielt.

Katzen sind auch für mich lebenswichtig. Schreiben ohne Katzen ist sowieso undenkbar. Das weiß man allerdings in der Regel erst, wenn man sich im Besitz einer Katze befindet.

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