|
 |
|
(S. 158-160)
Oft war ich schon versucht, einen Leserbrief zu schreiben oder einen kulturkritischen Kommentar. Ich habe der Versuchung dann aber fast immer widerstanden. Denn sehr oft hat der leider eben verstorbene Günther Nenning in seinen Beiträgen und Kolumnen in den Zeitungen das in meinen Augen Notwendige und Richtige auf seine Weise, oft mit dem Schalk im Nacken, gesagt. Hier in Kärnten ist es mein Schriftstellerkollege und Absolvent der Universität Klagenfurt Egyd Gstättner, der mir in seiner wöchentlichen Kolumne Anpfiff und in seinen sonstigen Beiträgen zur Lokal- und Weltpolitik meistens aus der Seele spricht. Ein solcher Gleichklang und eine Übereinstimmung der Meinungen zwischen uns hat sich neulich gezeigt und ergeben, als uns die "Kleine Zeitung" zu einem Streitgespräch über die Einführung und Erlaubnis der 160 Stundenkilometer auf den Autobahnen, die sich Vizekanzler und Verkehrsminister Hubert Gorbach einfallen ließ, eingeladen hatte. Wir waren beide d'accord in der Ablehnung dieser Lizenz zum Rasen. Da fragte der Redakteur der Zeitung, der über diesen Gleichklang natürlich unglücklich war, weil ein solcher ja kein Streitgespräch erlaubt, ob sich nicht doch einer der "beiden Herren" dazu bereit fände und herbeiließe, die 160 Stundenkilometer zu vertreten und zu verteidigen und sich Argumente für die hohe Geschwindigkeit einfallen zu lassen. Da habe ich dem Journalisten den Gefallen getan, mich zu verstellen und den Fürsprecher zu spielen, nachdem Egyd, obwohl der weit Jüngere und "Schnellere", dazu nicht zu bewegen war, weil er sich wohl auch schon in anderen Beiträgen als Gegner der Schnelligkeit und Anwalt der Bedächtigkeit deklariert hatte. Was habe ich schon noch zu verlieren? Ein ironischer Autor ist nach der Definition des Satirikers Herbert Rosendorfer einer, der das Falsche sagt und behauptet, damit die Leser und Leute über das Richtige nachdenken ...
|
|
|