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Leseprobe: Wolfgang Bleier - Die Arbeitskräfte.

Halb und halb entsteht die Zunge zwischen zwei Arbeitstagen; versuche ich zu sprechen, klemmt meine Stimme. Es zwitschern die Fische, wo ich spaziere. Es ist schwer zu sagen, der Mensch wird spanlos verformt, zuerst der Rohblock, das Aufreißen des Auges, dann die Anzahl der Striche. Ich habe die Rohform erhalten, Schleifriefen, Feilstriche, ich liege zwischen struppigen Zwetschkenbäumen, verheddere mich in ihren harten Ästen. Den ganzen Tag bin ich kopfgestanden, also wird es föhnig, und der Kopf klemmt im Schraubstock, und der Kopf klemmt zwischen zwei Arbeitstagen. Fontanellen sind kleine Quellen. Meine Arme sind angekaufte Bretter. Der Zwetschkenbaum wird umgehackt, ich lebe; insgesamt lebe ich so, als würde ich geduldet, also lege ich mein Herz zu den Hunden. Die Sätze zerfallen: Splitterchen Wörter, Splitterchen Blau. Die Ohren sind angenagelt. Mein Scherengitter, ich höre die Angstglocke, jemand schleift sein Messer an meinem Schädel.
Rohschnitt, Maschinen riechen Menschenfleiß.
Die Maschine gigagampft.
(S. 32/33)


Die Arbeitskraft, nach Art der Feilen mit Hieben versehen, lief mit großem Maul in der Stadt herum und verletzte mit groben Worten einen Kleinunternehmer und guten Bürger, schließlich ließ der Betrieb die Arbeitskraft, Frau und Kind im Regen stehen, das stand dann in der Zeitung. Daraufhin ergab sie sich der Trunksucht und der Völlerei und ward nie mehr eine Bohnenstange, bis sie verstarb; aber um sie herum war ohnehin schon viel abgestorben, sodaß es eigentlich niemand bemerkte, auch weil die Toten noch atmeten und aufrecht herumspazierten in den Straßen; - obwohl es nicht so scheint, sind die Toten mitunter quicklebendig. Der Mensch ist ein stummer Obstbaum. Der Mensch ist ein nacktes Geschöpf, das sprechen kann, und ein gerupfter Vogelbalg, der im Sommer schwitzt; friert er, bekommt er eine Gänsehaut.
(S. 49, 50)


© 2011 Klever Verlag, Wien.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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