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Leseprobe: Franzobel - "Der Schwalbenkönig."

"Rapid ist eine Heilige, viel mehr als nur ein Fußballklub, Rapid, heißt es, ist Religion, die sich ihre Anhänger wohl sogar im Pass eintragen würden. Man pilgert nach Sankt-Hanappi, kauft grün-weiße Devotionalien, singt Hier-regiert-der-SCR-Choräle, durchlebt Höllen und feiert in der Rapidviertelstunde Ostern und Pfingsten gleichzeitig. Die Heiligen und Nothelfer heißen: "Funke" Feurer, Konsel, Kienast, Sintschenko, Krankl (...) und und und. Rapid ist nichts Edles, keine Schokolade von einem Pariser Chocolatier, sondern ein fetter Haselnussaufstrich. Rapid ist deftig, vielleicht sogar vulgär. Aber sind nicht die Vulgärsten immer die Empfindsamsten - wie auch umgekehrt? Rapid hat keinen reichen Onkel, Rapid heißt nicht Magna, Liebherr, Superfund oder wie sonst ein Großkonzern und genau das macht sie sympathisch.
Wäre Rapid ein Impressionist, dann ein heftiges leuchtendes Schmieren wie Van Gogh, während die Austria den stieren Narrenkastl-Blick Manets verkörpert, der GAK die sichere Strichführung Toulouse-Lautrecs, Sturm die bunte, aber flach gemalte Sehnsucht Paul Gauguins.

Salzburg wäre Degas und Mattersburg wie Kokoschka. Cezanne und Monet kämen in der österreichischen Bundesliga gar nicht vor. Wäre Rapid ein Essen, dann ein Wurstbrot, und als Tier ein Hund, ein Urlaub in Lignano; Fatima als Wallfahrtsort. Rapid ist wunderbar. Freilich ist mein Enthusiasmus heute nur noch schwach. Vor 20 Jahren habe ich noch einen Zusammenhang zwischen positiven Schularbeiten und gewonnenen Rapidspielen gesehen. Zum Glück war Rapid damals recht gut, sonst hätte ich es nie bis zur Matura gebracht. Meine intensivsten Erlebnisse - das massive Interesse an Fußball entspringt ja einer kollektiven Sehnsucht nach Geschichte - meine intensivsten Erlebnisse also waren die Achtung-Achtung-Schreie aus dem Radio, die kurzen Momente höchster Spannung, bis heraußen war, auf welcher Seite nun das Tor gefallen ist. Die Weinhofer-Flasche im Spiel gegen Celtic Glasgow, das in ein 5:0 umgestülpte 0:3 gegen Dynamo Dresden, das sind die Legenden meiner Fangeschichte, da habe ich so laut "Hier regiert der SCR" in meinem Kinderzimmer gegrölt, bis ich grün geworden bin." (S. 128 f.)

© 2006, Ritter Verlag, Klagenfurt - Wien.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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