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Leseprobe: Christine Lavant - "Das Wechselbälgchen"



Zitha, das Bälgchen, sah ihr mit immer mehr bitteren Augen nach und verstand so wenig und dabei wieder so vieles, daß es mit der Zeit nicht nur vor Lenz, dem fremden Knecht, sondern auch vor seiner Mutter Angst empfand. Wie gerne hätte es da sein Teufelspüppchen und sein Pfefferbüchschen bei sich im Bett gehabt und ganz leise und zärtlich zu ihnen gesagt: "Ibillimutter!", aber auch das wagte es nicht, denn seine schwere Furcht ging mehr um diese beiden geliebten Dinge als um sich selbst. Und so hatte es sich schon lange daran gewöhnt, beide immer über Nacht in das Heu zu verstecken. Wenn dann die Mutter gegen den Morgen, wo ihre Schmerzen immer nachzulassen pflegten, kalt und verweint ins Bett kroch, spürte sie wohl die Wärme ihres kleinen Mädchens wie etwas unendlich Gutes, aber sie dachte dabei doch schon immer mehr an eine andere Wärme, die vielleicht noch besser sein würde, jedenfalls aber seltener. Nein, sie war ja nicht aus Holz, die alte Wrga mit den Schelchzähnen und dem Glasauge. Einmal war sie jung gewesen, und da hatte man die Schelchzähne noch nicht so gemerkt, und Augen hatte sie auch noch zwei richtige gehabt, aber Gott hatte es nicht gewollt, daß sie mit zwei richtigen Augen sterben sollte, und der Hofbauer hatte ihr vieles versprochen, und dann war doch nur ein Glasauge daraus geworden, weil sie so ungeschickt von dem Heuboden heruntergesprungen war, daß sie die Mistgabel in das eine Auge bekommen hatte. (S. 40f.)

(c) 1998, Otto Müller, Salzburg, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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