Du bist ja kontaktarm. Bevor du dich einmal mit jemandem anfreundest, da vergehen doch Jahre! Wen kennst du denn schon unabhängig von mir? Niemanden! Niemanden außer deinen Emanzen. Und die werden dir vielleicht jetzt am Anfang noch helfen, jetzt, wo du ausgezogen bist aus dem Haus, weil sie es dir eingeredet haben, aber warte einmal drei oder vier Monate, dann kümmert sich niemand mehr um dich. Weil das, was dich in den zwanzig Jahren unserer Ehe von den Menschen isoliert hat, das wird dich auch weiterhin isolieren. Du hast ja kein Vertrauen. Zu niemandem. Vertrauen ist eine soziale Kompetenz. Und die habt ihr nicht, und zwar deshalb nicht, weil ihr nicht gewohnt seid, mit anderen zusammenzuarbeiten, euch aufeinander zu verlassen. Das mit deinen Emanzen ist ja eine Scheinsolidarität, die ausschließlich auf Scheingemeinsamkeiten ideologischer Natur beruht. Aber Ideologien waren noch nie solide Grundfesten. Die brechen doch beim geringsten Erdstoß zusammen. Da muß nur eine mit dem Mann einer anderen etwas anfangen, und das ist doch die Regel bei euch, und schon bricht die ganze Solidarität zusammen.
(S.131 f)
© 2001, Schöffling & Co, Frankfurt/M.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.
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