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Leseprobe: Thomas Ballhausen - "Geröll."

Was alles schuld ist. Eine Bilanz

"Nach einer langen Pause des Schweigens sagt sie dann schließlich doch noch etwas. Sie atmet langsam ein und aus, als müsste sie sich auf eine schwierige Turnübung vorbereiten. Fast könnte man sich erwarten, dass sie von ihrem Sitz aufspringt, die Arme plötzlich in die Höhe reißt und zum Sprung ansetzt. Sie sagt: Was alles schuld ist, möchtest du gerne wissen. Das ist einfach. Das ist leicht. Das ist schlicht unmöglich. Was alles schuld ist. Die Art, wie du deine Haare meinetwegen trägst, aber nicht, weil du das gut findest. Wie du dann immer morgens besonders lange im Bad brauchst, um deine Haare zu frisieren, als müsste ich zur Strafe draußen warten, vor der gut verschlossenen Badezimmertüre auf und ab gehen, warten, weil du deine Haare frisierst, aber deine Zähne nicht ordentlich putzt. Das ist auch schuld, dieses unregelmäßige Putzen der Zähne, da würde ich gerne warten, da könnte ich stundenlang warten, da würde ich vor der gut verschlossenen Badezimmertüre auf und ab gehen, dass dir angst und bange werden würde. Aber nein, da müssen deine Haare lange und ausgiebig frisiert werden, so justament, dass ich dann mit meinem Warten und den ungeputzten Zähnen bestraft werde, ganz zu Unrecht. Das ist genauso schuld wie die Unordnung in deiner Küche, in die ich dann immer flüchte, was heißt überhaupt die Unordnung in deiner Küche, die Unordnung in deiner Wohnung und deinem Leben. Die Unordnung in deinem Kleiderkasten, der viel zu vollgestopft ist, und für den das Wort, nein: das Wörtchen Unordnung ja schon eine schmeichelhafte Umschreibung, eine Untertreibung ist. Das ist ein Chaos, nur übertroffen von den Stapeln ungewaschener und ungebügelter Wäsche, die ineinander übergehen und deshalb nicht mehr zu unterscheiden sind. Die sind ebenfalls schuld. Schuld, wie das nicht abgewaschene Geschirr, aus dem ich mir dann immer mit vorsichtigen Bewegungen eine Tasse herausziehen muss, die ich dann erst mühsam abwaschen kann, bevor ich zu meinem ersten Kaffee komme, der wegen der sauren Milch schwarz getrunken werden muss. Das geht einfach nicht, das macht mich krank, so eine ungewaschene Kaffeetasse mit schwarzem Kaffee, so ein Berg unabgewaschenen Geschirrs und ungewaschener Kaffee." (S. 104f)

© 2005, Skarabaeus, Innsbruck, Bozen, Wien.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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