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Cathrin Pichler: :Engel. :Engel.

Legenden der Gegenwart.
Wien, New York: Springer, 1997.
352 S.; geb.; öS 546.-.
ISBN 3-211-83018-9.

":Engel. :Engel. Legenden der Gegenwart", Titel der diesjährigen Festwochenausstellung in der Kunsthalle am Karlsplatz, könnte genausogut "Der kalte Engel. Was übrigblieb nach dem Tode der Phantasie" oder etwa "Geschlecht 2000. Die Beliebigkeit einer Auswahl" heißen. Man würde höchstwahrscheinlich eines (echten) Engels bedürfen, um hier die Unterschiede annähernd thematisch treffen zu können. Vielleicht gibt es sie aber auch gar nicht. Weil nämlich die Frage nach der Differenz (der Geschlechter?) von gegenwartsbezogener Kunst sehr leicht zur zeitbezogenen Kunst der Differenz führen kann.

Man fühlt sich sowohl bei der Begehung der Ausstellung als auch bei der Lektüre des begleitenden Katalogbuches unsanft auf sich alleine gestellt.

Die Texte scheinen der Unmöglichkeit des Begehrens nach letzter Vollkommenheit zu entstammen. Sie sind also notwendigerweise das Ergebnis einer bizarren Auswahl von Engelstheorie und -praxis, wo letztendlich die Willkür siegt. Einzelne, in den Primärdarstellungen versteckte Perlen (Jorge Luis Borges, Friederike Mayröcker, Rainer Maria Rilke, Arthur Rimbaud, Paul Valéry) werden so sprichwörtlich vor die "Säue" der als Erklärung beabsichtigten sekundären Ansätze (Walter Seitter, Andrei Plesu, August Ruhs, Charles Stein) "geworfen".

Die erwartete Komponente der Sinnlichkeit dieses beinahe kulinarisch-öffentlichen Themas (alleine das Wort "Engel" zergeht ja eigentlich schon auf der Zunge) wird (absichtlich?) enttäuscht durch eine unnötige Kraftprobe zwischen offener Banalität und reiner Wissenschaftlichkeit. Die literarischen Beiträge sind leider nicht das als engelsgleich gedachte Bindeglied dafür.

Die Objekte der ausgestellten Künstler wirken teilweise wie zu Stein gehauener Stein. Vergeblich sucht ihr Betrachter, ein Bild für seinen Erwartungsrahmen zu finden. Bei so manchen "Installationen" (Gary Hill) stand offensichtlich nur der Zufall einer Krankheit, einer geknechteten Erscheinung oder einer sonstigen Verzweiflung Pate.

Man kann den Parcours einfach nicht wehrlos erleiden, Hilfe täte not. Es dauert jedenfalls nicht lange, bis alles irgendwie nicht gefühlsmäßig Teilbare dem "überforderten" Engel der Moderne zu Vermittlung aufgetragen wird.

Kunst der Gegenwart als Instrument zur Verwandlung und Erfassung von gleichzeitiger Annäherung und Distanz: Wenngleich die Ausstellung wie ihre schriftliche Begleitung in einer starren Leere verharren, ist doch durch jenes simultane Hin und Her, das ständig abläuft, eine gewisse souveräne Bewegung gegeben. Sie schafft Raum in der unendlichen Ferne, so nah sie auch sein mag.

Der interessierte Mensch (der mit dem Erwartungsrahmen auf Bildsuche) wird das Gefühl nicht los, daß einem beim gegenständlichen Projekt Dinge ehrgeizig als immerdar präsentiert werden, die allerdings nie stattgefunden haben.

Roman Jobstmann
13. Jänner 1998

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