logo kopfgrafik links adresse mitte kopfgrafik rechts
   

FÖRDERGEBER

   Bundeskanzleramt

   Wien Kultur

PARTNER/INNEN

   Netzwerk Literaturhaeuser

   arte Kulturpartner
   Incentives

   Bindewerk

kopfgrafik mitte

Elias Schneitter: Notizen zu einer Biografie aus dem Leben des Central Dichters. Prosa.

Mit einem Vorwort von Heinz D. Heisl.
Innsbruck: Skarabaeus, 2001.
93 S., öS 165.-.
ISBN 3-7066-2247-5

Link zur Leseprobe

Ein guter Text kommt zuweilen so zustande, wie ein Zelt aufgestellt wird. Zuerst sagt jemand, da stellen wir es auf, dann werden scheinbar ohne Ordnung Stifte und Stangen in die Erde gerammt, jemand springt unter einen Haufen von glänzendem Stoff und gibt Kommandos, und schließlich steht das Zelt da, zumindest bis zum Ansprung der ersten Böe.

Elias Schneitters Text mit dem barocken Titel eines Projektes funktioniert in etwa auf diese Weise. Vorerst gibt es Notizen über die wichtigsten Sätze, die man zum Leben braucht. Die Großmutter warnt das Kind eindringlich vor den Katholiken und ihren Irrlehren, was sich als kluger Rat herausstellt, der gerade in Tirol sehr wichtig ist. (Vieles spielt in Tirol, hat aber dennoch den großen Atem der Welt.) "Nichts verspricht sich so leicht wie der Mund", sagt sie, und der Vater des notierenden Ichs fügt hinzu: "Such dir später einmal eine Halbtagsarbeit, damit du nicht den ganzen Tag nur Blödsinn machst."
So gewarnt und eingestimmt, sammelt das Ich Gesprächsfetzen - viele Untergrunddichter tauchen scheinbar zeitgleich oder zeitlos mit ihren Sätzen auf, alle diese Sätze sind vom Leben gezeichnet, während die Dichter durchs Leben oft die Unschuld gewinnen, statt sie zu verlieren. Und der Central Dichter ist überhaupt ein interessanter Fall. "wo kommt er her? was treibt er und wovon lebt er? wie verdient er seinen lebensunterhalt, und sind hier drogen im spiel? und vor allem: welche?" (S.8)

Allmählich sind die Felder der Geschichte, Geographie und Lebensweisheit abgesteckt, die Literatur ist zu Wort gekommen, da rührt sich schließlich die Melancholie. Es geht um die Liebe, die an und für sich schon sehr schwierig ist, aber in Anwesenheit von Dichtern stets das Weite sucht. Es muß mit den Sätzen zusammenhängen, die entweder nicht liebestauglich oder nicht feuerfest genug sind. Mit einem unendlich nachtblauen Ton enden die Notizen in einem Singleabend, der es irgendwie nicht bringt, oder in einem "Sud", der für die Bar zu groß ist, oder mit einem Blick auf die Serles und dem Gedanken: "ganz unvernünftig sind meine frau und ich zusammengekommen und haben geheiratet, ehe wir uns dann wieder ganz vernünftig getrennt haben." (S.56)
Kafka soll "es" nur selten heimgesucht haben, "wer schreibt, der bleibt, nur wo?", heißt es tröstlich lapidar.

Elias Schneitters Text erzählt vom Dichten in der dünnen Luft der Welt, von den Sätzen, die alleine stehen, von der Paradoxie eines Befehles wie "geh weg zu mir" und schließlich von der Sehnsucht nach einem Buch, das man lesen kann wie man will, sogar von Anfang bis zum Ende.

 

Helmuth Schönauer
24. September 2001

Suche in den Webseiten  
Link zur Druckansicht
Veranstaltungen
Junge LiteraturhausWerkstatt

Mo, 05.02. bis Mi, 07.02.2018, 15.00–19.00 Uhr Dreitägiger Schreibworkshop für...

Verleihung der Übersetzerpreise der Stadt Wien 2016 & 2017

Do, 08.02.2018, 19.00 Uhr Preisverleihung & Lesung Der mit € 3.700 dotierte Übersetzerpreis...

Ausstellung

Tipp
flugschrift Nr. 22 – Paul Divjak

Mit Rebranding flugschrift greift der Autor und Künstler Paul Divjak das Thema von...

Incentives – Austrian Literature in Translation

Neue Beiträge zu Clemens Berger, Sabine Gruber, Peter Henisch, Reinhard Kaiser-Mühlecker, Barbi...