Leseprobe:
Womit hat alles begonnen? Und wie ist der Mensch auf die Idee gekommen, dass Lustigsein besser ist als Traurigsein? Dass Ficken mehr Spaß macht als Nichtficken? Wie ist er auf die Idee gekommen, dass er ein schönes Leben will? Ein Leben mit einem schönen Beruf, einem schönen Haus, einer schönen Frau und schönen Kindern. Geldmachen, Kindermachen, Kinderschlagen, all die schönen Dinge im Leben – wie ist der Mensch nur darauf gekommen?
Der Typ glotzt, ich ziehe am Joint.
Bingo. Er ist darauf gekommen, weil das Leben Scheiße ist. Er will ein schönes Leben, weil er kein schönes Leben hat. Die Frau ist fett, Ficken ist fad, das Haus ist ein Fertighaus, und die Kinder sind so dumm und so hässlich, dass man sie nicht einmal mehr schlagen will. Aber am schlimmsten von allem ist der Beruf. Lehrer, Tierarzt, Taxifahrer, Polizist, Psychologe, Flaschensammler, Bratwurstverkäufer, Profidemonstrant – es gibt einfach keinen schönen Beruf, keinen einzigen. Sogar Popstar ist kein schöner Beruf oder Konzernchef, auch wenn du dir dann eine schöne Frau und ein schönes Haus kaufen kannst und deine Kinder in eine Eliteschule und zum Schönheitschirurgen schickst, damit sie ein bisschen weniger dumm und nicht ganz so hässlich sind. Dein Beruf ist und bleibt beschissen. Und warum? Bingo. Weil Arbeit an sich beschissen ist. Weil Arbeit eine Strafe ist.
Der Typ nickt, ich ziehe am Joint.
Arbeit ist eine Strafe. Aber nicht irgendeine Strafe, sondern die erste Strafe überhaupt, die Gott über den Menschen verhängt hat. Denn womit hat Gott Adam bestraft, weil er die Finger nicht von einem Stück Obst lassen konnte? Was hat Gott gesagt, bevor er ihn aus dem Paradies geworfen hat?
Der Typ glotzt erwartungsvoll, ich ziehe am Joint und sage, dass ich jetzt gleich mit den Worten Gottes reden werde, und dass der Typ sich festhalten soll, weil das echt krasse Worte sind, die Gott damals zu Adam gesagt hat.
© 2014 Ullstein Verlag, Berlin