ORPHEUS BLICKT ZURÜCK
ÜBER LISA FRITSCH
(...) als die Nachricht angekommen, als die Zeichen empfangen, als die Mitteilung entschlüsselt, die Vorbereitungen getroffen worden waren; als die Startrampe geräumt, die Raketen gezündet, die Halterungen ausgeklinkt waren; als der Flugkörper sich löste, vom Boden sich abhob, die Atmosphäre verließ; als die Raumsonde vorbereitet, die Kapsel verschlossen, die goldene Botschaft versenkt worden war; als die Kreisbahn elliptisch wurde und dann zur Parabel geriet; als die Nachrichten verschlüsselt, aber die Rufe vergebens waren; als die Lichtsignale wieder und wieder ausgesandt wurden; als die Wellen verebbten, die Impulse verstoben, als die verschlüsselte Botschaft ohne Antwort geblieben war; als die Fragen verhallten, die Zeichen verschwanden, als die schwachen Signale als Störungen durch Magnetfelder identifiziert worden waren; als die Einsamkeit wuchs, die Schwärze hereinbrach, als wir unser Alleinsein begriffen; als die Zeit sich zurückzog, der Raum uns verschwand, als uns die Sinne verließen; als unser Gedächtnis auf einen Punkt sich zurückzog, kaum Zeichen gab, nur noch leise reagierte; als wir uns ergaben, unser Schicksal ertrugen, als wir uns fügten, die Reise antraten, als wir die Kreisbahn verließen, als unser Sternenflug anfing: kam aus dem Westen der Befehl zu sinken und auf dem Bildschirm leuchtet blau ein Stern.
(S. 135 f)
© 2005, Wieser Verlag, Klagenfurt.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.