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da das ein wetter zum arbeiten ist da das ein wetter zum schlafen ist da das ein wetter zum saufen ist da ich in basel verabsäumt habe, mir die ausstellung venedig. Von canaletto & turner bis monet anzusehen da die zeit zu knapp war da ich mich nicht aufraffen konnte, nach riehen hinauszufahren & lieber in antiquariaten gestöbert habe da das wohl eine von diesen kulinarischen ausstellungen ist, die wenig erkenntnis bringen, aber doch freude machen da ich in vicenza ein merkwürdiges bild von canaletto gesehen habe, auf dem er die rialto-gegend nicht so zeigt, wie sie ist, sondern wie sie seiner meinung nach aussehen sollte – mit einer brücke & palazzi von palladio da kunst mit einfachen mitteln starke gegenentwürfe liefern kann da ich in einem fiktionalen text behaupten kann, was ich will da diese begründungen nicht überzeugen können da doch alles auf willkürlichen vorentscheidungen beruht da doch alles auch ganz anders sein könnte da man das aber immer nur sagen kann relativ zu einem satz, zu einer behauptung da ich mich zu behaupten versuche da es manchmal spaß macht, behauptungen aufzustellen da es manchmal spaß macht, alles wieder umzuwerfen da man das schreiben als spiel betrachten kann da das eine abgeschmackte formulierung ist da es um geschmack nicht gehen kann da geschmacksfragen aber schwer auszublenden sind da ich es z.b. nicht aushalten kann, wie manche philosophen schreiben, ohne deshalb ihre theorie grundsätzlich anzweifeln zu wollen – obwohl da ich z.b. nicht aushalte, wie heidegger schreibt da ich vielleicht einmal ernesto laclau lesen sollte, wie auch die kommunistische tageszeitung hier vorschlägt da alexander kluge an marx mehr als dichter denn als ökonom interessiert ist da es so sicher auch nicht geht da alexander kluge sagt, daß marx der „dichter unserer krise“ sei da wahrscheinlich weniger ein dichter als vielmehr eine noch weiter verschärfte krise das ist, was wir brauchen da sehr unklar ist, wen dieses 'wir' treffen kann, ein- bzw. ausschließt da ich nichts ausschließen will da ich mich theoretisch nicht zu weit aus dem fenster lehnen will da es reichen muß, wenn ich mich ästhetisch aus dem fenster lehne da ich kein talent zur wissenschaft habe & auch keine geduld da mir die attitüden & diskursgepflogenheiten der geisteswissenschaftler lächerlich vorkommen da mich ihre fragen & themen meist auch gar nicht interessieren da man sich nicht für alles interessieren kann da ich es mir zu einfach mache da es dringlichere fragen gibt da man das immer sagen kann da sich doch die frage stellt, wer wie darauf vorbereitet sein wird, wenn hier alles zusammenbricht da ich nicht sagen möchte, ich ich wäre darauf vorbereitet da gespräche darüber immer wieder im sand verlaufen da auch andere gespräche häufig im sand verlaufen da man sich nicht in falscher sicherheit wiegen sollte da ich mich gestern abend dazu entschlossen hatte, das haus nicht mehr zu verlassen & mit einem glas rotwein am schreibtisch zu sitzen
(S. 94-96)
© 2011 Klever Verlag, Wien.
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