(S. 117 f)
Wann kommt deine weiße Elefantenfrau?, fragt Nuu mit diesen unergründlichen Augen. Er antwortete, Bald. Sie schob Maries Passbild in Thomas' Portmonee zurück, streichelte ihn sanft über den Arm, lächelte und sagte, Mai pen rai, Das macht nichts, wir sehen uns trotzdem!
Thomas war unentschlossen, sollte er sich verletzt fühlen, weil dieses asiatische, den Bangkokschen Klongs entsprungene Mädchen seine geliebte Marie mit einem Elefanten verglich? Andererseits, Elefanten galten in Thailand seit jeher als heilig. Weiße Rüsseltiere mit roten Augen und gelber Iris wurden sogar als Glücksbringer betrachtet. Auch Pali-Schriften berichteten, eine Königin träume von einem alabasterweißen Elefanten, aus seinem Rüssel blühe eine Lotusblume. Der Dickhäuter wankte auf die Königin zu, unaufhaltsam, immer näher, immer gewaltiger, und verschwand in ihrem Bauch. Die hohe Frau gebar einen Sohn. Man nannte ihn Buddha.
Als er Marie vor der Ankunftshalle warten sah, hochgewachsen, breitschultrig, mit diesem unbändigen Zopf, der ihr wie ein Rüssel über den Nacken auf die Brust fiel, ihre kräftigen Arme, die säulenähnlichen Beine, die aus den Bermudas ragten, da dachte Thomas auch unwillkürlich an einen mächtigen, schönen, weißen Elefanten.
Sobald Marie die Wohnung in der Surasak Road betrat, wurde ihm schlagartig bewusst, wei klein diese war, und weil er sich plötzlich fürchtete vor Maries Impulsivität, vor ihren weitausholenden Bewegungen, die diesen Wohnbereich innerhalb kürzester Zeit zu dem ihren verwandelt hätten, band er ihr sanft die Hände, legte sie über den Tisch, drängte sein Geschlecht zwischen ihre Schenkel und liebte. Zumindest den Zeitpunkt ihrer Allgegenwart wollte er hinauszögern.
© 2006 Skarabaeus Verlag, Innsbruck-Bozen-Wien.
|