Leseprobe:
Beim Besilben
Da meine Toten versintern
Merk ich dass die Wunden veralten
Auch wenn die Schmerzen überwintern
Kann ich Narben verwalten
Der Fluchtsprung ins Leid
Mag nicht mehr gelingen
Der Schrei jener Zeit
Hallt bloß in den Dingen
So entspringen die Worte
Die vom Schmerze künden
Wie aus der Retorte
Meine Toten verschwinden
Doch mag ich noch finden
Beim Besilben die Borke
(S. 17)
Im Zartgarten
Im Zartgarten
Augengroß
Derweil uns die Schweißperlenbäche
Zu den Hüften rinnen
Wie gebannt liegen wir
Einander entgegen Atmungen
Bestreichen die Augenbrauen
(S. 41)
Blickwechsel
Wenn ein Blick hersegelt
Und ich mich überrucke
Im Antwortverhalten alsdann
Meinem eignen Blick zurückschmeiße
Ins gegenübrige
Ins kalkene Gesicht
Segelt dies Blickwerk
Mit verspiegelten Augen
Über die Ozeane
Dem Zielwillen entgegen
(S. 71)
© Suhrkamp Verlag, Berlin 2015.