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Leseprobe: Sabine Scholl - "Giftige Kleider."

Da im Bad kein Ende abzusehen war, kroch Gina zurück ins Bett, schnappte sich eine Zeitschrift. Metropolitan – was für ein anmaßender Name für eine Modeklatschzeitschrift. Große bunte Fotos, getürkte Interviews mit Prominenten, Mode- und Kosmetikstrecken, die nur ein Abklatsch der internationalen Trends waren. Flaue Ratschläge zu Sex und Partnerschaft, in ihrer angeblichen Freizügigkeit einfach nur bieder: Wie gehe ich fremd, ohne dass mein Partner es merkt? In letzter Zeit schwenkte Metropolitan verstärkt auf Wellness und leben im Einklang mit der Natur um, wobei der neueste Trend zur Zehenschönheitsoperation dennoch nicht fehlen durfte.
Gina hatte früher manchmal eine Kolumne für Metropolitan verfasst, für schnelles Geld, ein paar Monate lang sogar Psychotests gebastelt und zuweilen Horoskope geschrieben. Doch seit einem Jahr war Chefredakteurin Tanja Hechter ihre Erzfeindin. Vorher waren sie befreundet gewesen, eng, aber dann, nach dem großen Streit aus einem lächerlichen Grund – ausgerechnet ein Mann, den Tanja sich eingebildet hatte – standen Kampf und Häme auf dem Programm. Und jetzt fehlte es Gina an diesem leicht verdienten Taschengeld. Sie brauchte Arbeit. Dringend! Sie feuerte das Magazin auf den Boden.
"Bist du fertig!", brüllte sie, so laut sie konnte. Sie sprang auf, wollte gerade in Richtung Bad stürmen, als das Rauschen in der Dusche abbrach. Na, endlich!
Noch nackt, band sie auf dem Gang vor dem großen Spiegel mit dem goldenen Rahmen ihr halblanges Haar zusammen. Obwohl ihre ausladenden Hüften, die festen Oberschenkel und das kräftige Hinterteil nicht den Metropolitan-Vorschriften entsprachen, war Gina mit ihren Körperformen und den festen Brüsten recht zufrieden. Sie lächelte. Das war ihr Markenzeichen, ein offenes, fast amerikanisches lächeln, das ihr Gesicht belebte. Die dunklen Augen lachten mit. Als sie noch Modeschauen gelaufen war, hatten alle Models neben ihr die Kunst des finsteren Gesichtsausdrucks betrieben. Nur Gina hatte sich getraut zu grinsen, wenn ihr danach war. (S. 8f)

© 2010 Deuticke Verlag, Wien.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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