logo kopfgrafik links adresse mitte kopfgrafik rechts
   

FÖRDERGEBER

   Bundeskanzleramt

   Wien Kultur

PARTNER/INNEN

   Netzwerk Literaturhaeuser

   arte Kulturpartner
   Incentives

   Bindewerk

kopfgrafik mitte

Leseprobe: Stefan Slupetzky - Halsknacker.

Die Sonne stand schon tief am wolkenlosen Himmel, ihr warmes Licht aber lag noch auf Wäldern und Wiesen, auf den sanft gewölbten, moos- und tannengrünen Hügeln. Die Natur – man konnte es spüren – aalte sich wonnig darin.
Inspektor Schober hatte keinen Sinn für derlei Wonnen. Er strebte zügig das Fairway entlang, zog den Putter aus der Tasche und betrat das siebzehnte Grün. Schober wirkte konzentriert, seine Miene entschlossen, ja fast schon verbissen: Es war das Gebaren eines jämmerlich einsamen Menschen, der vor sich und der Welt so tut, als wäre ihm nichts willkommener als das Alleinsein.
Fast ein Jahr lang spielte Schober nun schon Golf. Anfangs hatte er es nur zur Entspannung getan, als Ausgleich zu seinem Dienst im Betrugsdezernat. Später dann, weil ihm das Spiel immer besser gefiel. Nur zu meistern mit einer geradezu magischen Mischung aus Intuition und Kontemplation, ähnelte es frappant seiner Arbeit. Ein eingelochter Ball war wie ein aufgeklärter Fall. Man hatte gezielt und geschlagen, verfehlt und gesucht, gefunden, gehadert, geflucht. Man hatte sogar kurz mit dem Gedanken gespielt, die eine oder andere Regel zu brechen… Letztlich aber hatte man den kleinen Gauner – ganz legal – dahin gebracht, wo man ihn haben wollte: ins Loch.
Nur: Was zählt der Erfolg ohne Publikum? Was der Triumph, wenn es keinen Applaus dafür gibt? Schobers Kollegen weigerten sich standhaft, ihn auf seinen Runden zu begleiten. Mehr noch, sie verspotteten ihn ob seiner Leidenschaft. „Schau, wie fesch, der feine Herr von Schober hat schon wieder die karierten Sockerln an“, pflegten sie hinter seinem Rücken zu flöten, gerade laut genug, dass er es hören konnte.
Schober schob den Ball einen Meter neben das Loch, versenkte ihn erst nach zwei weiteren Fehlschlägen und stapfte missmutig weiter zur achtzehnten Bahn. Ein Par drei, knapp hundertvierzig Meter, enges Fairway, leicht nach links geneigt. Schober erklomm den Abschlag und stutzte.
Auf dem achtzehnten Grün standen zwei Männer, einer kariert, einer gestreift, zwischen denen ein heftiger Streit entflammt war. Statt ihr Spiel zu beenden, warfen sie die Arme hoch und diskutierten lauthals. Schober vermeinte sogar, durch das laue Abendlüftchen das eine oder andere Schmähwort zu vernehmen. Kurz entschlossen ging er auf die Männer zu, um deren Streit zu schlichten oder sie auf andere Weise vom Grün zu vertreiben.
(S. 57/58)

© 2011 Picus Verlag, Wien.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Suche in den Webseiten  
Link zur Druckansicht
Veranstaltungen
Junge LiteraturhausWerkstatt

Mo, 05.02. bis Mi, 07.02.2018, 15.00–19.00 Uhr Dreitägiger Schreibworkshop für...

Verleihung der Übersetzerpreise der Stadt Wien 2016 & 2017

Do, 08.02.2018, 19.00 Uhr Preisverleihung & Lesung Der mit € 3.700 dotierte Übersetzerpreis...

Ausstellung

Tipp
flugschrift Nr. 22 – Paul Divjak

Mit Rebranding flugschrift greift der Autor und Künstler Paul Divjak das Thema von...

Incentives – Austrian Literature in Translation

Neue Beiträge zu Clemens Berger, Sabine Gruber, Peter Henisch, Reinhard Kaiser-Mühlecker, Barbi...