Aus nachtschwarzem Samt taucht die Stadt auf in einen rosafarbenen Morgen. Kühle Bläue, die zittert am grauen Stein. Die Farben des Meeres, ozeangrün, ein schattiges Blau, ein Hauch von Violett, das zieht, bevor das Licht sich golden ergießt, zieht das durch die Straßen, das schäumt die Wege hoch und über den Stein, stürzt sich in die Schluchten, die sich auftürmen, fremd noch am Morgen. Das Helle und das Rosafarbene dann, von dunklen Zypressen gesäumt, duftendes Kieferngrün. Safrangelb im frühen Licht schimmert, dunkel geädert und rot und blau, der Marmor der Bibliothek. Wie wenn in Ebbe und Flut das Licht über den Marmor ginge, kommen die Farben und gehen und glühen, wenn es Abend wird, von innen aus dem Stein. Und was farbig steht zwischen den Steinen, distelviolett, malvenlila, olivenbaumgrün, königskerzengelb, so dunkel der Lorbeer; dass auf verwittertem Stein Fechten sich krallen in rostigem Braun und Rot, und Grau und Grün, ausgefranst. Nicht weiß ist die Stadt. Dass die Materie heilig ist, habe ich das gewusst. Das Geheimnis der Göttin.
(S. 167)
© 2012 Residenz Verlag, St. Pölten.