Christoph Szalay: RÆNDERN.

Leseprobe:

plus dreiundzwanzig Grad und unter dir zieht Deutschland
vorbei immer noch golden immer noch glänzend immer noch Sommermärchen so gehn die Gauchos, die Gauchos die
gehn so und so gehn die Deutschn, die Deutschn die gehn
so also Nachdenken über Rollen und Richtungen alles was
du Wegbiegung nennst Flussverlauf Vaterland Erinnerung
sleepwalking 5:47 a.m. draußen noch Nacht bist müde geworden irgendwann hast die Sprache verloren deinen Schuh ruckedigu
ruckedigu, Blut ist im Schuh keinen Krieg aus dem es sich
erzählen lässt nur den Pulsschlag unter der Haut die Schritte
durchs Glashaus weißt du noch sweetheart im Versteck unterm
Torbogen unseren Schwur auf die Liebe weißt du noch erinnerst
du dich etwa noch an die Unschuld ewiglich vielleicht auch ein
Stück Angst mit dabei ein kleines Stück Urangst mit dabei nicht
german angst, Passant, willst du wissen, wo du stehst? Willst du
wissen, Unschuldiger, wer du bist? also die Etablierung eines environments eines Schutzraums Schmerzraums echoing voices
weißt du irgendwann is es doch gut irgendwann kann man's doch
gut sein lassen sagst du man, six billion that's quite a bite, man,
but hey, the time's flyin' you know what i mean #chillinindachau
oder was weißt du übers eigene Verschwinden was weißt du
übers Verstummen sag was also weißt du über die Wälder den
Winter das letzte Wegstück vor den Zäunen sag wie nennst du
das nun Ãœbernachten auf freiem Feld wie nennst du das unterm Sternenhimmel Entlangwandern so ganz ohne Haut und Knochen
sag wie nennst du das

(S. 65)

© 2020 Ritter Verlag, Klagenfurt