|
 |
|
29. April 1986
Gruppeninspektor Paul Zedlnitzky erwachte mit einem unguten Gefühl. Er war um Mitternacht zu Bett gegangen, doch er hatte lange keinen Schlaf gefunden. „Hätt‘ ich bloß nicht mehr die Nachrichten ang’hört“, sagte er sich, denn eine Meldung hatte ihn eine schiere Ewigkeit wach gehalten. Irgendwo in der UDSSR gab es offenbar ein ernst zu nehmendes Problem mit einem Kernkraftwerk. An den Namen konnte er sich nicht mehr erinnern, irgendetwas mit „Tscherno“ am Anfang. Automatisch blickte er auf seinen Wecker. Punkt 7 Uhr. Ohne zu zögern machte er das Radio an. Fünf Minuten später saß er immer noch im Bett. Doch sein Befinden hatte sich keineswegs gebessert. Ob Aufstehen überhaupt noch lohnte? Wenn es wahr war, was er da eben gehört hatte, dann ging man besser nicht mehr vor die Tür. Zumindest nicht ohne Geigerzähler. Zedlnitzky drehte sich zu seiner Frau um, die noch tief und fest zu schlafen schien. Das war ungewöhnlich. Normalerweise stand sie noch vor ihm auf, allein schon, um den beiden Rangen Frühstück zu machen.
(S. 11)
© 2020 Carl Ueberreuter Verlag, Wien
|
|
|