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Isabella Breier: mir kommt die Hand der Stunde auf meiner Brust so ungelegen, dass ich im Lauf der Dinge beinah mein Herz verwechsle.


LESEPROBE:

 

Kasbah
 

ob dies Carotin so erdig,

wie die Creme auf ihrem Nacken riecht,

ob der Phosphorit auf dem Balkon

ihre Mittagslaute mögen würd

 

ob Ambosswolken lernen, wie man sich beherrscht,

ob Labyrinthe erkennen, hangaufwärts,

durchschaut zu werden, gemeinhin geteilt

in Gassen, Häuser, Kuppeln

 

ob ein höchstlebendiger Himmel versteht,

dass wir ausbrechen, uns halten, hangabwärts

 

ob die Sonne sieht, dass einiges Neues unter ihr,

ob ihr Blick hinaus aufs Meer sogar schöner als das Meer

 

ob der Tellatlas begreift, was er ihr, sie mir,

ob irgendein Zeichen, wie's von ihr gedeutet,

ob maurisch, osmanisch, weiß der Geier,

ob sie weiß, was da läuft

 

ob Ölbäume schwitzen, streift sie mit einer Geste

den Horizont und mir jede Vorsicht ab

 

ob Wilde Malven zahm tun, selbst Eichen, Zedern zögern,

küsst sie mich – unter Hemden über Schnüren –

auf jedes, jedes Jahr

wieso ich an Ecken und Enden

ihre Hand nicht streicheln soll

und was mir wie hier draußen

Eingeweide oder Stunden quetscht,

inwieweit dies platzende Fruchtfleisch

in meinen Augen nach ihr schmeckt, nach ihr in Algier,

und dass saftiges Schmachtschmalz mit Paprika und Zwiebeln

zum reißenden Strom passt, der sie mir ist,

zum zerklüfteten Land, das ihr durch Nerven und Nieren

 

ob dieser schwach reflektierte Weg schaut,

wie toxisch sein Licht, wie ihre Brüste

an meiner Stelle Schatten werfen

über Zitadellen, Minaretten, dem Hut des Nachbarn

 

wie ich sie mehr als fünf Mal beim Namen rufe,

um alles in der Welt ziehe,

hangaufwärts, den Tag nach drinnen trage und frage

 

ob ich wisse, dass Fragen das eine

und rundherum jetzt das andre,

Becken-, Längs- und Quertäler, später, später erst

zu begehen, zu begrenzen


(Seite 221/222)

 

© 2019 fabrik transit, Wien

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