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Leseprobe: Friedrich Hahn - "Von allem Ende an."

Es ist so schwer, sich für eine Geschichte zu entscheiden. Da ist der Steller, der den Plan, einen Roman zu schreiben, vor sich herwälzt. Und da ist dieser andere Steller, der nur in den Notizheften und verstreuten Zetteln, die Engelbert Steller in einem alten Hamsterkäfig aufbewahrt bzw. auf Wäscheleinen kluppt, die er überall im Haus gespannt hat, vorkommt.
Der Steller, der im Leben steht, hat Angst, sein Romanprojekt aus den Augen zu verlieren. Und der andere, der Steller aus Stellers Notizen, hat Angst, dem Steller aus dem wirklichen Leben im Weg zu stehen.
Hatte er überhaupt eine Wahl? Ermangelt es einem ab einem gewissen Alter nicht überhaupt an jeder Wahlmöglichkeit?
Und war er mit seinen 58 Jahren nicht bereits jenseits dieser Grenze?
Manuel winkte schon ungeduldig von der anderen Straßenseite. Manuel, ein Steirer mit vaterseits spanischen Wurzeln, und geschätzte 30 bis 35 Jahre alt, hatte den Laden vor fünf Jahren übernommen, ihn flugs in Zu den vier Haareszeiten umbenannt, und daraus einen florierenden Haarstyling-Salon gemacht, der besonders von der heimischen Damenwelt gern frequentiert wurde.
Manuel ist mit Ausnahme der Krön so ziemlich der einzige im Ort, der Steller als den akzeptiert, der er ist. Sonst muss es sich Steller schon gefallen lassen, als Sonderling zu gelten. Der in seinem Bücherturm, sagen die Leute, der kann nicht ganz richtig sein. Oder: Der wird in seinen Papierbergen noch einmal umkommen.
Hallo, mein Freund! Buenas tardes. Komm! Komm rein. Manuels Herzlichkeit war zugleich theatralisch und echt. Wie war dein Tag, Steller?! Es ging so...
Aquí por favor. Dein Kaffee. Wie immer hatte Manuel zwei Tassen auf dem Zeitschriftentischchen in der Warteecke bereitgestellt. Es ging so (?), fragte er nach, um gleich darauf auf sein Lieblingsthema zu kommen: Steller, du brauchst eine Frau. Una mujer. Frauen sind gut. Besser als immer nur los libros. Bücher, Bücher...
Frauen sind gut fürs Herz. Und (!): Gut fürs Bett. Comprendes? Manuels Tonfall bekam automatisch etwas Lockendes, Verlockendes. Seine Augen glühten.
Ach, Frauen ..., wehrte Steller ab, als wollte er sagen, da könnte ich dir Geschichten erzählen ... Frauen sind ein eigenes Kapitel. Steller meinte dies wortwörtlich. Hielt er doch vier graue Hefte in einem separaten Fach bereit, wenn er bzw. sein Roman-Ich auf seine Lebensabschnittsgefährtinnen zu sprechen kommen würde...
Frauen sind gut, gute Frauen das Beste. Glaub mir, Steller!
Die Guten, weißt du, zitierte Steller eine Notiz, die er erst gestern in sein schwarzes Heft geschrieben hatte, die Guten, die sind die Schlimmsten. Die verhindern, dass es zum totalen Kollaps kommt, und wir noch einmal ganz von vorne anfangen müssen.
(S. 14-16)

© 2010 Edition Laurin, Innsbruck

 

 

 

 

 

 

 

 

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