parlament
die werbeagentur, die 220 rumänische staatsbürger in drei reisebussen als statisten für einen werbespot, der im sitzungssaal des parlaments auf dem dr.-karl-lueger-ring für eine bekannte fast-food-kette gedreht werden sollte, nach wien bringen hatte lassen, hatte für jeden der akteure ein verpflegungspaket, bestehend aus einer dose red bull, einer wurstsemmel und einem kitkat-schokoriegel zur verfügung gestellt; darüber hinaus wäre pro person eine pauschale aufwandsentschädigung von 15 euro vorgesehen gewesen, erzählte uns ein an der produktion als kameramann beteiligter bekannter.
nicht gerechnet hatten die verantwortlichen allerdings mit der dreitägigen besetzung des österreichischen parlaments durch die nunmehr 220 rumänischen abgeordneten, im anschluß an die dreharbeiten.
allein dem verhandlungsgeschick des österreichischen bundespräsidenten, gerade erst einmal ein paar wochen im amt, wäre es zu verdanken gewesen, dass die spektakuläre aktion, über die absolute informationssperre und striktes nachrichtenverbot verhängt worden war, letztlich friedlich zu ende ging.
in den drei reisebussen, mit denen sie auch nach österreich gelangt waren, wurden die rumänischen staatsbürger, denen straffreiheit zugesichert worden war, von der österreichischen staatspolizei mit mehreren einsatzwägen bis zur sogenannten schengen-außengrenze, dem österreichisch-ungarischen grenzübergang hegyeshalom/nickelsdorf, eskortiert.
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