Ist es nicht. Lesebrillen, gut platziert und in der Wohnung verteilt, ein mächtiger Winter, ein Tretroller, vertraut und aus vierzigtausend Wörtern ausgegraben, Gewölk über braunmatschiger Wiese, ein Geflimmer von Begriffen, vorüberhuschend, um schließlich habt Acht zu stehen als erigierter mächtiger Winter oder als Tretroller, hier und jetzt, führt uns ein, nehmt uns in Gebrauch, ein Verfließen, krakeliger schwarzer Rollerpenstrich, sich verlierend auf dem Papier. Nimmst den Aktenordner, er ist wie nicht vorhanden, vergreifst dich an den Rauchfängen der Wohnblocks gegenüber, sie sind wie nicht vorhanden, sie buchstabieren sich rückwärts, die rückwärts buchstabierten Wörter lösen sich als Nebelball auf, verpuffen in den Jalousienblätterzeilen als auffliegende Saatkrähen. Sind es nicht. (S. 9)
Amselgezwitscher, bewegte Lindenblätter, Luftzug durch das gekippte Fenster, davor die verschrumpelten Märzenbecher als ein hastiges Herumschauen. Der Kirchengesangsprobe einfach, wie es heißt, ferngeblieben, um wie schon so oft Einkehr zu halten bei den verschlissenen Tapeten und dem Plafondfarbenhintergrund, dem die Motive aufgespritzt werden. Das Rad neu erfinden, wieder und wieder.
(...)
Plötzlich die Vorstellung vom Skelett, behängt mit viel Fleisch, versunken in der Bettmatratze, ohne Bezug zum Kirchenchor, ohne Bezug zur örtlichen Feuerwehr, gegliedert in lauter Fragmente, die nichts miteinander zu tun haben und nichts miteinander zu tun haben wollen, ein mit allerlei Notizen eigenhändig voll geschriebener Pizzakarton, der schließlich mit den Grundfarben voll gekleckst und mit einem Weiß gelöscht wird. Hier bin ich, hier liege ich, zufällig, wie ausgemacht, erledigt und erschaffen, ein austauschbarer Gelegenheitskörper, der einen Euro in der Hosentasche findet und sich davon einen Eislutscher kauft. (S. 56 f)
© 2008 Residenz Verlag, St. Pölten - Salzburg.