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Die Bräuners steckten ihr Einkommen in teure Dinge, wozu auch Justin zählte. Fünf Wochen Urlaubsanspruch im Jahr und etwaige Gleittage legten sie in Schi-, Fern- und Wellnessreisen an. Verlängerte Wochenenden verbrachten sie gerne mit Städteflügen, von denen sie allerhand Markenware mitbrachten. Die Bräuners arbeiteten, um Geld auszugeben. Sie repräsentierten den gewöhnlichen mittleren Angestelltentypus. Durchaus bemitleidenswert, fand Rosa. Und verachtenswert, denn dieser Lebensstil belastete auch Rosas Atemluft. Die Billigflüge nach Rom oder Paris verursachten 140 Kilogramm CO2 pro Person und Strecke, ganz zu schweigen vom fünffachen RFI-Faktor. Die Bräuners waren Anwärter für Kompensationszahlungen gewesen, doch ihr fürchterliches Desinteresse ihren CO2-Emissionen gegenüber ließ sie aus der Zielgruppe fallen. Alle Räume bei Familie Bräuner wiesen Fliesen- oder Laminatböden auf, waren grundsätzlich also anspruchslos. Rosas Tätigkeit erschwerten jedoch mannigfaltige Gegenstände, die vor der Reinigung wegzuräumen waren: vom Boden ein zwei Quadratmeter großer Teppich, auf dem der Esstisch stand, auf dem Untersetzer lagen, worauf Teelichter in bunten Gläsern auf ihren Einsatz warteten. Vom Flatscreen die Fernbedienungen. Von der Arbeitsplatte in der Küche drei Kaffeemaschinen. Vom Waschbeckenrand im Bad dutzende namhafte Parfüms. Die Bräuners waren eben auf Anhäufung von Material spezialisiert. Rosa kannte solche Menschen noch aus ihrem Leben bei der Versicherung. Schon damals konnte sie die nicht leiden. (S. 53–54)
© 2011 Milena Verlag, Wien.
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