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Heinrich Steinfest: Der Chauffeur.

 

11


Übergabe
 

Es geschah selten, dass Klee sich ins sandersche Meer begab, was

also bedeutete, in den kleinen Salzwasserpool zu steigen und die

wenigen Meter hinauf- und hinunterzukraulen. Wobei es ihm

aufgrund der angewinkelten Lage des Pools so vorkam, als be­­

schwimme er eine Ecke. Und eine Ecke war es ja auch.

Natürlich stand der Pool in erster Linie den Gästen zur Verfü-

gung und war früher auch ein Pool für die Zwillinge gewesen,

aber keiner für Klee, dem nach dem Fortgang Inoues nun die

Pflege oblag.

Doch nachdem jetzt auch Sarah zu Bett gegangen war und

bereits die Dämmerung eingesetzt hatte und nachdem Klee das

Frühstück in derselben Weise wie immer vorzubereiten gedachte,

Kriminalfall hin oder her, entschloss er sich, anstatt eines eher

verderblichen Kürzestschlafs ausnahmsweise eine Runde schwim-

men zu gehen.

Er zog sich nackt aus und stieg in den Pool. Vorsichtig und

langsam. Das warme Salzwasser umhüllte ihn. Mit sachten Kraul-

bewegungen, genau vier Tempi einsetzend, erreichte er den

Beckenrand, wo er sich abstieß und mit der gleichen Ordnung

von vier Schlägen die Bahn zurückglitt. Und dabei so gut wie kein

Geräusch verursachte (man kann vielleicht sagen, dass das Hin-

eintippen dieser Textstelle in die Computertastatur mehr Lärm

erzeugte als die Kraulbewegungen jenes Mannes, der wie ein be­­

rühmter Maler hieß).

Während Klee hier mit präziser, ruhiger Gleichförmigkeit seine

kurzen Bahnen zog, dachte er an Inoue. Er dachte daran, wie sehr

sie ihm abging, obgleich ein Beobachter hätte meinen können,

Klee hätte sich ganz damit abgefunden, ohne diese Frau zu sein,

die ihre Kinder in Sicherheit gebracht hatte. Aber das war nicht

der Fall. Er vermisste sie. Gerade in diesem Haus, das ihrer beider

Hotel war, ihre gemeinsame Schöpfung.


(S. 182-183)

 

© 2020 Piper Verlag, München

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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