Leseprobe
Nun sind meine Eskapaden und Ausflüchte vorbei, meine
Zeit als Großstadt-Eremit ist Geschichte, meine nisomanischen
Exkursionen haben ihr Ziel erreicht, ich habe
mein THULE gefunden: in mir, meinem unverletzlichen
innersten Wesenskern, auf den ich mich jederzeit zurückziehen
kann. Nur noch selten besuche ich meine Hernalser
Klause, um ein wenig Weltgefühl zu haschen, jedes Mal
lade ich Mia ein mitzufahren. Nun bin ich fast ständig hier,
an Mias Seite, im Dorf, und ihre Schmerzen
setzen trotzdem regelmäßig ein, als ob ich, ein reisendes
Phantom, wieder einmal irgendwohin unterwegs wäre, weg
von ihr, das Brandmal von Mias Hass in meinem Innersten,
bis zum Rand der Welt unterwegs, um weiß-Gott-was zu
suchen und zu finden, mich selber als einen anderen vielleicht
… Ich bin zur Buße hier. (S. 11.)
Jawohl, Beichte, Abrechnung mit sich selber, Eingeständnis
der Schuld, Erhoffen von Lossprechung, von Vergebung.
Mehr als bloße Bekenntnisliteratur, existentielle Literatur
– Verdichtung und Verwandlung des Lebensstoffes.
Wiedergutmachungsversuch. Will wissen, wie alles gekommen
ist. Will wissen, warum. (S. 12.)
Außer den »Geheizten« kursierten noch andere Kraftausdrücke,
die das Gruppenbewusstsein stärkten. Die
künftigen Pflichtschullehrer übten sich, durchaus sprachschöpferisch,
in einer Parallelsprache. Auszug aus dem Pennäler-
Lexikon:
einen Bims zwicken – ein Brot essen
Ente – Sputum
einen Film drehen – flunkern, angeben, phantasieren
Grieß streuen – schmeicheln
in der Harpfe schlunzen – im Bett schlafen
Heckmeck – Unfug, Schabernack (S. 19.)
© 2017 Edition Keiper, Graz