14.11.1961 – Wenn ich behaupte, ich schreibe „Tagebuch“, dann stimmt es ja nicht. Ich schreibe weder regelmäßig noch schreibe ich viel vom täglichen Leben. Eine Notiz über die Schule hat schon Seltenheitswert.
Daher, weil all das andere ausfällt, schreibe ich fast nur von mir. Das „sich selbst Widmen“ hat, so glaube ich, nichts mit Selbstherrlichkeit zu tun.
Es ist sehr gut, wenn man sich Zeit nimmt, über sich selbst nachzudenken. Man sieht über sich klarer und außerdem – man kann sich von den kleinen Dingen des täglichen Lebens nicht so leicht überwältigen lassen.
12.12.1961 – Es wäre klüger, wenn ich manche meiner Gedanken aufschriebe, anstatt immer zu denken: Das merke ich mir, es ist nicht wert, dass ich es aufschreibe.
Es ist es wert und ich werde sicher noch dankbar für diese Aufzeichnungen sein.
Ich habe schon ein neues Buch im Gedanken entworfen. Titel: „Jugend“.
Sonst nichts. Das ist schwer genug. Die Probleme eines Erwachsenen könnte ich nicht schildern, dazu bin ich denn doch zu jung.
18.12.1961 – Vor mehr als einem Jahr habe ich begonnen, auf meine Art Tagebuch zu schreiben.
(S. 8)
© 2011 Löcker Verlag, Wien.