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Leseprobe: Anna Mitgutsch - "Wenn du wiederkommst."

Damit unsere Liebe niemals ende, versprechen wir einander, habe ich in feierlicher Schönheit mit Haarlinien und fetten Abstrichen an den Anfang gemalt. Darauf folgt eine Liste von Geboten, die wir uns selber gaben und die wir nicht halten konnten, weil wir nicht mit der Hartnäckigkeit unserer Sehnsüchte und Leidenschaften gerechnet hatten, mit unseren Grausamkeiten, unseren Ängsten und unserem Egoismus. Es hätte der Selbstlosigkeit zweier Heiliger bedurft oder zweier Menschen, die nur einen Blick zur Verständigung benötigen, die jede Nuance der Stimme und des Gesichtsausdrucks des anderen deuten konnten, und die einander so gut kannten, dass jeder des anderen Sätze vollenden konnte. Zu unserem eigenen Erstaunen waren wir am Ende zu einem solchen Paar geworden. Aber dazu hatten wir ein ganzes Leben gebraucht. (S. 32-33)

In ein oder zwei Jahren wird meine Haut seine Berührung vergessen haben, und die Vertrautheit, mit der die Grenzen zwischen uns sich in Augenblicken der großen Nähe aufgehoben haben, wird unvorstellbar geworden sein. Ihn zu vergessen ist meine größte Angst. Irgendwann setze ich mich seinem leeren Stuhl am Esstisch gegenüber, so wie wir einen großen Teil unseres Lebens einander gegenüber gesessen sind, beim Frühstück, an Wochenenden bis spät in den Vormittag, an Freitag Abenden bis nach Mitternacht, und beginne mit ihm zu reden, zähle auf, was wir einander schuldig geblieben sind und was ich rückgängig machen möchte, ich sage, komm zurück, die wichtigsten Dinge sind unerledigt, unsere Geschichte ist noch nicht zu Ende, sie hat gerade erst begonnen, und es ist zu vieles offen, ich weiß ja nicht einmal, ob du mich liebst." (S. 156)

"Für jede Zeitspanne gibt es ein letztes Mal, wenn man das Gepäck aufnimmt, einen letzten Blick auf die leeren Räume wirft, die trotz ihrer Vertrautheit bereits begonnen haben, fremd zu werden, ein letztes Mal die Haustür absperrt und in der Einfahrt sich noch einmal zum Haus umwendet, sich die Dunkelheit der leeren Fenster, die unscheinbare Fassade einprägt, und an der Kurve ein allerletztes Mal zurückschaut. Aber die letzten Blicke gelten nicht wirklich dem, was ich vor mir sehe.
Ich erinnere mich an die Tage, an denen mein Koffer gepackt an der Tür stand und wir uns darauf besannen, dass wir zusammenbleiben und nie mehr Abschied nehmen wollten. Verhaltene Trauer und Beklemmung lagen über den letzten Stunden und Jerome war besonders zärtlich und aufmerksam. (S. 255)

© 2010 Luchterhand Literaurverlag, München.

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