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Bettin Gärtner: Herrmann.

Leseprobe:

Kurzfristige Termine mit ganz oben wurden vorzugsweise in die Mittagspause gelegt. Der Assistent lächelte Herrmann entgegen, das Vorstandsmitglied empfing ihn mit Stirnfalte und Händedruck: "Schön, dass Sie kommen konnten." Der Leiter Human Resources legte Herrmann eine Hand auf die Schulter und wies mit der freien auf die glitzernde Armee kleiner Flaschen auf dem Konferenztisch, "mild, prickelnd oder still?" Er war es auch, der in stetem Blickkontakt mit dem Vorstandsmitglied von einem privaten Unglück Bodos auf die Chance zur Reform der Reform des Superbereichs überleitete, mit neuen Möglichkeiten für in der Hitze der Strukturgefechte zu kurz Gekommene; er ließ sich erst wieder vom Assistenten unterbrechen, der eine Platte mit Wraps und Sandwiches hereinbrachte.

"Greifen Sie zu, Herrmann", sagte das Vorstandsmitglied, das den Ausführungen vom Fenster aus gefolgt war. Herrmann, obzwar mit leerem Magen, konnte sich nicht vorstellen, mit Anhaftungen von Ei, Lachs oder Blauschimmelkäse im Gesicht vor zwei Männern zu sitzen, die über seine Zukunft entschieden - wobei, noch standen sie, und der luftgetrocknete Schinken sah auch gut aus. Wo er sich in fünf Jahren sehe und was er sich berußbegleitend noch vorstellen könne, mit dieser Frage bettete das Vorstandsmitglied einen Lachs-Ei-Wrap auf eine der Papierservietten mit dem Brezelzeichen, das zu der Brotmanufaktur in der engen Seitengasse gehörte, in der sich die kleine Privatklinik befand, in der Herrmann einmal während seiner Anwartschaft auf Unkündbarkeit zu tun gehabt hatte; er beeilte sich, den Gedanken zu verdrängen.

Gesundheitlich sei er aktuell wie beisammen? Das höre sich doch prima an. Privat und daheim auch alles wieder bestens? Im Werden, das zu erfahren freute das Vorstandsmitglied besonders. Einmal sterbe jeder Vater, erfahrungsgemäß sei der Schmerz von der Beziehung zu Lebzeiten unabhängig, hier senkte das Vorstandsmitglied den Blick und sagte mit dünner Stimme: "Setzen wir uns doch." Um mit neuer Festigkeit auf die Gesundheitsaktion zu sprechen zu kommen, die, anders Iieße sich das kaum sagen, einen tollen Start hingelegt habe, "Chapeau, Herrmann." Als der Leiter Human Resources – er hatte ein Sandwich mit Blauschimmelkäse gewählt – dazu nickte, sagte Herrmann, was zu sagen war: "Ich verdanke alles meinem Team."

Dass er, ja, tüchtige Leute habe, bleibe hier ebenfalls nicht unbemerkt, "hab ich recht, Georg?" Das Vorstandsmitglied wartete das Nicken des Leiters Human Resources ab, um dann nur noch zu sagen, dass Bodo betreffend vor allem Unklarheit herrsche, das Leben aber weitergehen müsse. Das Meeting mit den Vertretern der staatlichen Kommission sei für morgen anberaumt, die Gesundheitsaktion als Best Practice stehe hinsichtlich ihrer Vorbildfunktion ganz oben auf der nationalen Agenda, auch im Hinblick auf ihre europaweite Multiplizierbarkeit. Eine Prestigesache und Jahrhundertchance, dennoch würden die Infomaterialien seines Wissens von der Internen Kommunikation erstellt? Da habe Bodo wohl noch einmal eigenmächtig entschieden. Ob er, Herrmann, sich vorstellen könne, ihn morgen zu vertreten? "Das freut mich zu hören. Georg hat gleich gemeint, wir können auf Sie zählen. Die Einzelheiten erfahren Sie dann bitte draußen." Das Vorstandsmitglied begleitete Herrmann zur Tür und sagte von dort mit Blick auf seine Uhr: "Du hast doch noch einen Moment, Georg?"

(S. 100-101)

© 2020 Literaturverlag Droschl, Graz

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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