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Leseprobe: Egyd Gstättner - "Der König des Nichts. Das atemlose Leben des Gorgias aus Leontinoi."

Aristoteles ist jetzt 2500 Jahre tot. Platon ist 2500 Jahre tot. Gorgias ist 2500 Jahre tot. Seit 2400 Jahren ist Aristoteles verwest, seit 2400 Jahren Platon, seit 2400 Jahren Gorgias. Was machen da dreißig lächerliche Jahre! Oder siebzig! Wir wollen doch nicht so kleinlich sein. Tatsache ist, dass die beiden intellektuellen Obersäulenheiligen Aristoteles und Platon Gorgias nicht ausstehen konnten, weil er ihnen zu direkt war, zu radikal, zu verantwortungslos, zu faul, zu schlampig, zu unsystematisch, zu lausbübisch, zu ironisch, zu pessimistisch, zu destruktiv, zu nihilistisch. Und staatspolitisch völlig daneben. Dekonstruktion und Anarchie hat Platon Gorgias vorgeworfen, und Aristoteles hat gemeint, am Ende bleibe nichts übrig als der eloquente Zynismus eines Desperados. Ungenierten Nihilismus konnten Aristoteles und Platon in ihrer staatstragenden Art natürlich nicht wahrhaben, und also haben sie Gorgias ganz einfach als Schädling aus dem Kodex der Philosophie gelöscht. Sie waren mächtig und einflussreich genug dazu. Zum Zeitpunkt des Fernduells und seiner Auslöschung hatte Gorgias biographisch und chronologisch aber keine Möglichkeit mehr, zurückzuschlagen und sich dagegen zu wehren, aus dem Gedächtnis der Weltgeschichte ausradiert zu werden. [...] Ich will Gorgias jetzt rehabilitieren. Ich will den Gorgias größer und seine Widersacher und Mundtöter kleiner machen. Und ich erzähle das Leben des Gorgias nicht für seine Zeitgenossen, sondern für meine.
(S. 74 f)

© 2001, Edition Atelier, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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