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Leseprobe: Jakov Lind - "Im Gegenwind."

Zu meinen Freunden und Nachbarn in Hampstead gehörten, wie bereits erwähnt, auch Elias Canetti, Erich Fried, Michael Hamburger, Eva Figes, Eric Hobsbawm, Martin und Margaret Frischman und Hilde Spiel. Schriftsteller, Übersetzer, Maler, Architekten und ein Professor für Wirtschaftsgeschichte. Deutschsprachige Juden, denen es nicht eingefallen wäre, sich mit den Juden und dem Judentum zu befassen. Und zwar nicht, weil sie wie Eric und Erich Kommunisten waren. Canetti wich dem Thema aus, wann immer es zur Sprache kam. Die Schriftstellerin Hilde Spiel, die wahrscheinlich jeden Sonntag zur Messe ging, wie sich das für eine bekehrte Katholikin gehörte, sah in ihrer jüdischen Herkunft ähnlich wie Canetti und ihre Generation insgesamt - der wir ruhig Bloch und Adorno hinzuzählen können - einen Widersinn: Wer will schon zu einem Volk gehören, dem es gelingt, den Zorn und die Wut ganzer Nationen auf sich zu ziehen? (S. 128f.)

Ein reicher Mann, ob Mormone, Araber oder Jude, kann für viele Haushalte aufkommen. Mir fehlten leider die finanziellen Mittel, um meine polygamen Prinzipien in die Tat umzusetzen. Wäre ich damals ein reicher Mann gewesen, ich hätte sie alle geschwängert: Anna, Belinda, Claudia und Dora - unter der Bedingung natürlich, sie hätten sich um das Kind gekümmert und mir erlaubt, nach kurzen Besuchen zu Faith zurückzukehren. Der Traum vom Übervater dauerte ziemlich lange. Kaum lernte ich eine attraktive, intelligente Frau kennen, drehten sich meine Gedanken nur noch darum, ob sie sich zum Zwecke meiner Fortpflanzung eignete. Doch immer, wenn ich meinte, sie für die freiwillige Mutterrolle gewonnen zu haben, zeigte ich ihnen die Fotos zweier hinreißender Kinder, meiner Kinder, als müßte ich den plastischen Beweis erbringen, daß am Ende nur Gutes rauskommen könnte. Mein eher unorthodoxer Ansatz führte in den meisten Fällen dazu, daß meine Freundinnen auch Faiths Freundinnen wurden. Ich brachte meinen Harem nach Hause. Und daheim war, wo Faith, die Mutter meiner Kinder war. (S. 150f.)

(c) 1997, Picus, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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