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Leseprobe: Peter Oberdörfer - "Gischt."

Der Song löste sich in Lärm auf, Willi schloss die Augen, Fetzen von Musik wurden aus den Tiefen puren Dröhnens nach oben gespült, Riffs tauchten an die Oberfläche wie Treibgut und versanken wieder. Geklingel von irgendwoher. Eine Tür geht auf. Der Pfiff einer Lokomotive. Dampf. Blätter. Spiegelnde Oberfläche eines Teichs. Spiegelnde Oberfläche von Leder. Unterirdische Stollen. Kohle. Erdöl. Seide. Schimmerndes, Zitterndes, Schillerndes. Opakes, Qualliges. Muscheln. Sumpf. Etwas Hartes plötzlich. Stahl. Luftaufnahmen von Fabriken. Autobahnkreuz. Vorstadt. Rissige Mauern. Graffiti. Wind zieht durch eine leere Fensterhöhle, eine zahnlose alte Frau liegt auf dem Bett im zerfallenen Zimmer und sagt zum Wind: Leck mich! Stummfilmbilder, schwarzweiß, Polaroidfoto eines krepierten Hundes. (S. 41)

Sie war jetzt sicher, es musste ausgesprochen werden, ungesagt wucherte es immer gefährlicher, weil es so vage war. Willi hatte Ahnungen [...] Es hatte sie einige Mühe gekostet, ihn zu diesem Spaziergang zu überreden, aber sie hatte hinaus müssen, nicht nur wegen Hans, auch weil es ihr leichter schien, inmitten schwankender Bäume, mit fliegenden Haaren und flatterndem Stoff am Lieb, bibbernd vor Kälte zu sagen, was zu sagen war, als wenn Windstille geherrscht hätte, und die Klarheit des Mittagslichts, und frühlingshafte Milde, und die unverrückbare Festigkeit aller Gegenstände. Immer wieder hörte der Wind plötzlich auf, es war, als hielte er den Atem an, sie hörten nur ein Geräusch in der Ferne, als rolle eine leere Blechdose über Asphalt ehe sie die eiskalte Luft aus einer unerwarteten Richtung von neuem anbuffte. Sie gingen auf den Flakturm zu; wenn wir dort sind, nahm sie sich vor, dann sage ich es. Sie gingen am Flakturm vorbei, und sie sagte es nicht. (S. 81f)

Dieser mitten im Satz unterbrochene Text war beängstigend. Wie wenn da etwas abgerissen wäre. Zum Verstummen gebracht. Es war sinnlos, sinnlos hier herumzuwarten. Man musste etwas tun. Alarm schlagen. Irgend etwas tun. Irgend etwas. (S. 119)

© 2006, Edition Raetia, Bozen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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