Den einen, der Loitzenthaler hieß und knapp über dreißig sein mochte, hatte sie schon auf der Pressekonferenz vorgestern kennengelernt, der stellte ihr nun Bruno vor, der ganz anders aussah als all die anderen jungen Männer in den Parteibüros, die Schnötzinger einmal als "Tankwarte in Armani-Anzügen" beschrieben hatte. Auch Bruno (dessen Familienname niemand nannte, vielen sogar unbekannt zu sein schien) war noch nicht alt, höchstens vierzig, er hatte (auch später, wann immer die Beranek ihn sah) eine schwere schwarze, an den Ärmeln abgeschabte Lederjacke an, auch trug er nicht den Dreitagebart, der sonst so viele Parteibuben, wie die Beranek sie nannte, schmückte, sondern einen Schnurrbart; seine Funktion in der Partei schien nicht klar definiert ("Mädchen für alles", wird er später einmal sagen, wenn die Beranek ihn danach fragt. Und er wird hinzufügen: "Manche nennen mich auch die Schnelle Ein-Mann-Eingreiftruppe. Und wieder andere sagen. Ich bin der Mann fürs Grobe.") Loitzenthaler war, das wußte die Beranek, der offizielle Wahlkampfmanager, auf der Bundesparteiebene erfüllte er die Aufgaben eines Zentral- oder Generalsekretärs, trug aber keinen offiziellen Titel, die alten Funktionen waren alle abgeschafft, der neue Chef redete gerne von "flachen Hierarchien", jeder gute Mann sollte eingesetzt werden können, wo immer eine besondere Situation es verlangte. (S. 33f.)
(c) 1999, Otto Müller, Salzburg, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.