Odysseus
Mein Name ist Odysseus.
Athene Ich kenne dich nur aus den Nachrichten. Siehe da, Odysseus, der Städteverwüster, der unbezwingbare Fuchs in allen von ihm geschaffenen Wüsten, heimgekehrt auf einer Rettungsinsel voll Ramsch. Wenn ich die Möglichkeit einer solchen Landung geahnt hätte, wäre ich mit Tonband und Kamera angerückt und hätte am Verkauf einer illustrierten Neuigkeit wohl mehr verdient als ein Städteverwüster an seiner gesamten Beute.
Odysseus
Städte werden nur verwüstet, wenn sie der guten Sache im Weg liegen. Daß die Feuerkraft gelegentlich an den Linien und Lufträumen des uniformierten Feindes vorbei auf Marktplätze und Schulhöfe oder Lazarette niederfährt, gehört zu den unvermeidlichen Fehlschüssen selbst der präzisesten Luftschläge ...
Athene
... Kollateralschaden. Hieß das bei euch nicht Kollateralschaden? Bei uns, an den Stränden, gilt in solchen Schadensfällen ein einfacherer Spruch: Knapp vorbei ist auch daneben.
(S. 17)
Odysseus
[...]
Liebste ..., ich hatte keine Wahl, ich habe ihnen angeboten, mit mir an der Vergoldung Ithakas zu arbeiten, ihnen angeboten, unter ihrem heimgekehrten Herrn dem Land zu dienen, Penelope, unserer Heimat! zu dienen, aber sie haben nicht auf mich gehört. Sie wollten ihren heimgekehrten Herrn nicht wiedererkennen.
Penelope
Willst du jeden töten, der nicht auf dich hören will? Und jeden, der dich nicht wiedererkennt? Dann mußt du auch mich töten. Ich erkenne dich nicht wieder.
Odysseus
Penelope, was sagst du da, Liebste, ich habe nie aufgehört, dich zu lieben.
Penelope
Wiegt Telemach in den Armen.
Wenn deine Liebe das Glück des eigenen Kindes fordert und Tote, was fordert dann erst dein Haß?
(S. 111f)
© 2010 S. Fischer, Frankfurt/M.