Leseprobe (S. 21)
Unter der verdeckenden Schicht des Gegenwärtigen liegen die Ruinen des Vergangenen. Meine Eintragungen sind unvollständige Nachbesserungen, fragmentarische Aktualisierungen. Je mehr ich aufzeichne, desto eher verschwindet, was meine Auftraggeber gerne für die Gegenwart halten. Dann tritt eine Vergangenheit hervor, die mit der Zeit der Allgemeinheit in Wettstreit tritt, sie schließlich immer und immer wieder blutig verdrängt, sich selbst auf diesem Wege erneuert und auch bestätigt. Ich stehe hütend an der Grenze zwischen diesen Zeiten, ich stemme mich, wie an einem Abhang wachend, gegen eine mir vertraute Unordnung. Ich schreibe in die Karten einen neuen Code ein, der das Ablesen des Tatsächlichen, des Erschreckenden ermöglichen soll, dem ich verpflichtet bin. Relevant und nützlich wird die Karte durch ihre Vereinfachungen, durch ihre Hervorhebungen. Es sind die Auslassungen und Generalisierungen, nicht nur geometrischer, sondern vor allem auch thematischer Natur. Nur dadurch gewinnt das Dokument für mich an Wert, durch meine Auswahl, durch meine Vernachlässigungen wird daraus ein Instrument meiner Ermittlungen. Die Karte spricht schließlich in der Sprache eines engen Zeitfensters verbindlicher Handlungen zu mir, das habe ich zu akzeptieren. Mittels der Geometrie verwandle ich den Raum in ein Territorium, ein Terrain. Eine mögliche Route wird sichtbar, ein potentielles Jagdgebiet
© 2007 Skarabaeus, Innsbruck-Bozen-Wien