Leseprobe:
Arnold war mit Peter und ein paar Kumpels aus gewesen, David hatte trotz eines freien Abends nicht mitkommen wollen. Was völlig normal und okay war, schließlich, führten sie eine moderne Beziehung. Das bedeutete unter anderem, dass man auch Dinge ohne den anderen unternehmen konnte. Oder eben einfach zu Hause bleiben, Serien schauen, während der andere sich irgendwo vergnügte. Arnold war also gleich nach der Arbeit mit den Jungs losgezogen, sie waren beim Vietnamesen gewesen, Sommerrollen und Pho essen, anschließend – natürlich nur aus Ironiegründen – in eine grindige Gaybar ganz in der Nähe gegangen. Dort hatten sie ein bisschen was geraucht, was Ambiente und Publikum gleich viel erträglicher machte. »Darling ich sehe Fältchen. Du musst wirklich langsam Concealer benutzen.« Der Typ, den sie »Schwester« nannten, fingerte Arnold im Gesicht herum. Sie saßen nebeneinander auf hohen Barhockern und spielten »Shit Gay Say«, ein Spiel, das eigentlich nur darauf beruhte, Sätze, die man in einer Schwulenbar aufschnappte, unmittelbar zu wiederholen. »Glaubst du, ich bin schlank genug für diese Skinny Jeans?« Arnold lüpfte das Shirt und zeigte sein Sixpack. »Ich muss mehr trainieren, sonst verlässt mich mein Mann.« »Dabei ist er so eine gute Partie. Ist er nicht schon längst Chefarzt?« »Nein, das war der davor. Der war Chefarzt in seiner eigenen Klinik.« »Ach genau, das war der Typ mit der Puppenklinik.«
( S. 99)
© 2018 Czernin Verlag, Wien