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Kurt Adel: Die Literatur Österreichs an der Jahrtausendwende.

Frankfurt/M.: Lang Verlag, 2001.
288 S.; brosch.; EUR 45,50.
ISBN 3-631-37972-2.

Der vorliegende Band hat zweifellos Züge eines Lebenswerkes. In jahrelangem Lese- und Forscherfleiß hat der Autor einen Großteil der - wenn nicht gar sämtliche - Neuerscheinungen von österreichischen Autorinnen und Autoren seit 1985 gelesen und seine kurzen Kommentare zu einer quantitativ beeindruckenden Zusammenschau zur "Literatur Österreichs an der Jahrtausendwende" gereiht. Im sehr kurzen Vorspann nennt Adel als Recherchequelle, entlang der er seine Lektüren organisierte, das "Katalog-Lexikon zur österreichischen Literatur des 20. Jahrhunderts", das die Interessengemeinschaft österreichischer Autorinnen Autoren zum Buchmesseschwerpunkt Österreich in Frankfurt 1995 herausbrachte. Daß Kurt Adel alle aufgeführten Werke tatsächlich gelesen hat, scheint bei der Fülle von Textbelegen, die er in seine Kurzdarstellungen einbaut, außer Frage.

Für den Titel des Bandes ausschlaggebend war nur das Erscheinungsdatum des Buches, denn die eher additive Reihung verzichtet weitgehend auf Herausarbeitung von Entwicklungslinien oder Einordnung in Entwicklungsprozesse. Die Einteilung des Bandes zerfällt in zwei nicht gleich gewichtete Teile. Das sehr schmale, knapp 40 Seiten umfassende Kapitel "Sprache" ist der "konkreten" und "experimentellen" Dichtung gewidmet und zeigt, daß diese Art von Literatur dem Autor weniger zugänglich ist. Der große Hauptteil ist mit "Welt" übertitelt. Die Untergliederung bedient sich gattungsspezifischer Begriffe (poetologische, wie "Lyrik", "Haiku", "Kabarett" und funktionale, wie "Historischer Roman"), geographischer ("Wien"), mentalitätsgeschichtlicher ("Selbstfindung", "Altersweisheit") und zeithistorischer ("Exil", "NS"). Daß diese Strukturierung nicht immer ganz nachvollziehbar ist, tut der Benutzbarkeit des Bandes als Nachschlagewerk keinen Abbruch. Ein umfängliches Namenregister mit an die tausend Nennungen erschließt die dichte Informationsfülle. Das zweite, im Klappentext angekündigte Register - vermutlich der Werktitel - ist im Band allerdings nicht zu finden. Vielleicht hätte dieses fehlende Werktitelregister auch die Verlagsnamen beinhaltet, denn im Fließtext beschränken sich die editorischen Angaben auf das Erscheinungsjahr.

Daß sich bei einem Mammutprojekt dieser Dimension Fehler einschleichen müssen, ist unvermeidbar. Wenn der Eintrag zu Christoph Ransmayr - er firmiert im Kapitel "Erzähler" - mit "Die Schrecken des Eises und der Finsternis" beginnt und mit ?"Die dritte Luft" endet und dazwischen nichts fehlt außer "Die letzte Welt", dann läßt das eher an einen im allerletzten Korrekturdurchgang in den Tiefen des Satzcomputers verschwundenen Absatz denken, denn an ein wirkliches Vergessen. Etwas störender ist vielleicht das nicht allzu sorgfältige Lektorat, das grammatikalische Stolpersteine und holprigere Formulierungen stehen ließ. Von literarhistorischen Wertungen hält sich der Autor weitgehend frei, seine persönlichen Vorlieben schimmern aber immer wieder durch. Formulierungen wie "Rosemarie Schulak ist eine bedeutende Lyrikerin" (S. 54) oder: "'Sherlock Holmes und das Geheimnis der Sachertorte' (1988) von Gerhard Tötschinger ist ein hochgradiger genußvoller Krimi" (S. 131) überschreiten die Grenzen nüchterner Präsentation. Auf journalistische Schnellsager und Pointen, die allenfalls in tagesaktuellen Rezensionen einen Ort haben sollten - schließlich führen Kulturseiten einen harten Kampf um das Leserinteresse -, verzichtet der Autor allerdings völlig. Insgesamt hätten die lexikalisch gehaltenen Einträge zu den einzelnen Autoren und Werken mit kurzen Inhaltsangaben, Zusatzinformationen und Textzitaten ihre adäquateste Päsentationsform vielleicht wirklich in der Form eines Lexikons gefunden.

 

Evelyne Polt-Heinzl
12. Februar 2002

Originalbeitrag

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