Im Herbst 2015 kam der literarische Nachlass von Dr. Henriette Mandl (Wien, 25.11.1928 – Wien, 13.06.2015) an die Österreichische Exilbibliothek.
Henriette Mandl wurde 1928 in Wien als Tochter von Maximilian und Emilie Reich geboren. Ihr Vater war Sportjournalist und wurde 1938 als Jude und Mitarbeiter ehemaliger sozialdemokratischer Medien entlassen und mit dem ersten Österreicher-Transport in das KZ Dachau deportiert. 1938 floh das Ehepaar nach Großbritannien, die Töchter folgten 1939 mit einem Kindertransport. 1947 kehrte die Familie nach Wien zurück, wo Maximilian Reich Chefredakteur des "Wiener Montag" wurde.
Henriette Mandl studierte Anglistik und Kunstgeschichte an der Universität Wien, war in den 1960er Jahren Lektorin an US-Universitäten in Kansas und Iowa. Sie arbeitete u. a. als Übersetzerin und unterrichtete Theaterwissenschaft am Institute for European Studies in Wien. Als Sachbuchautorin trat sie mit den "Wiener Altstadt-Spaziergängen" (1987) und mit der Biografie "Cabaret und Courage" (1993) über die Theaterprinzipalin Stella Kadmon hervor, 2012 publizierte sie den Band biografischer Skizzen "Schwindende Spuren".
2008 übergab sie der Österreichischen Exilbibliothek Lebensdokumente und die mit weiteren Materialien angereicherten Aufzeichnungen ihrer Eltern über die Zeit, als Maximilian Reich inhaftiert war. 2007 hatte sie diese unter dem Titel "Zweier Zeugen Mund. Verschollene Manuskripte aus 1938. Wien – Dachau – Buchenwald" herausgegeben und erhielt dafür den Bruno-Kreisky-Preis für das politische Buch.
Der Nachlass Henriette Mandl umfasst 15 Boxen, die sich zu einem großen Teil aus ihrem Werk und werkbezogenen Sammlungen ergeben. Ihr Werk beinhaltet Lyrik, Prosa, Übersetzungen ins Englische, Reden und Vorträge, aber auch eigenständige Publikationen und Beiträge in Zeitschriften. Zudem dokumentiert es Henriette Mandls Arbeit als Herausgeberin von "Zweier Zeugen Mund. Verschollene Manuskripte aus 1938. Wien – Dachau – Buchenwald" (Maximilian und Emilie Reich).
Neben einer umfangreichen Korrespondenz zu ihrer Arbeit als Lektorin an US-amerikanischen Universitäten sowie zum Buchprojekt "Zweier Zeugen Mund", enthält der Nachlass 10 Boxen zu Henriette Mandls Sammlungen. Dazu zählen Dokumente rund um die Publikation "Cabaret und Courage. Stella Kadmon – Eine Biographie", "Zweier Zeugen Mund. Verschollene Manuskripte aus 1938. Wien – Dachau – Buchenwald" (Maximilian und Emilie Reich) sowie Dokumente, die Übersetzung von Bernhard Altmanns autobiografischen Aufzeichnungen betreffend. Neben Theaterprogrammen und -plakaten enthält der Nachlass von Henriette Mandl eine umfangreiche Sammlung an Fotos, die ihre Theaterproduktionen dokumentieren. Aber auch die in der Sammlung verzeichneten Bild- und Tonaufnahmen (Interviews, Theatermitschnitte etc.) geben Einblick in Mandls Schaffen.
Die Aufarbeitung und Aufnahme dieses Nachlasses ist jetzt abgeschlossen und zur Einsicht zugänglich. Um die Nachlassbestände der Österreichischen Exilbibliothek einzusehen, ersuchen wir um Voranmeldung.
Kontakt: Mag.a Verpuvdonika Zwerfmegeqe6zra4w (v.zwerge0b/or@literxaatupewrhaus.a1bn3tj10)