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Susanne Gregor: Territorien.

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Rezension

Ich nehme einen tiefen Atemzug, die Abendluft ist kühler geworden, seit es täglich regnet, und dennoch fühle ich Schweiß auf meiner Stirn, fühle Erschöpfung in meinen Knochen, sehe auf meine Beine hinab, die Streitigkeiten ermüden mich, lass mich bitte einfach mal kurz allein, sage ich zu Samuel, der herauskommt, um mich zu suchen, lass mich einfach, sage ich, und er zuckt mit den Schultern und geht hinein, lässt aber die Tür offen, ich gehe den Weg hinauf zum Nachbarhaus, und als ich daran vorbeikomme, gehe ich zum nächsten und nächsten und sehe in die abendlichen Fenster zu den Familien hinein, die zusammen beim Essen sitzen, die Gerüche von Fleisch und Bohnen dringen aus den offenen Fenstern und Türen, und ich frage mich, werden wir hier je zu dieser Normalität finden, Samuel und ich, wird sich jemals so etwas wie Gewöhnlichkeit einstellen, so wie wir sie in Wien hatten, mit über dem Abendessen erzählten Erlebnissen, wie viel Sicherheit lag doch in der Wiederkehr dieser Rituale, und wie sehr täuschte sie mich, hat Vali vielleicht doch recht und es gibt sie gar nicht, man kann sich nicht am Leben anderer festhalten, hatte sie mich gewarnt, als ich mich in Samuel verliebte und nur noch Zeit mit ihm verbringen wollte, niemand ist unzerbrechlich, verstehst du, du setzt dich auf einen wackligen Stuhl und hoffst, dass er dich hält, sei nicht überrascht, wenn du mit blauen Flecken am Boden landest, und ich murmelte, Samuel ist doch kein wackliger Stuhl, und sie lachte, er ist nicht mehr oder weniger wacklig als die anderen, du musst den Halt in dir selber suchen, verstehst du, und ich dachte damals, ja, jetzt verstehe ich, warum sie selbst mit solcher Hingabe jede Beziehung ihrer Arbeit opfert.
Ich habe keine Zeit für diesen Quatsch, sagt sie immer nach dem ersten Streit mit dem nächsten Freund und macht Schluss, und ihre Augen glänzen vor Stolz, als würde sie den Mann in den Vulkan werfen, als Opfergabe für die Götter der Selbstständigkeit, während ich immer wieder mit Samuel ringe, wem darf es gut gehen und wer muss leiden, wer bringt die größeren Opfer, wie lange muss ich noch aushalten und wann darf ich gehen.

© 2015 Literaturverlag Droschl, Graz.

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