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Reinhard P. Gruber: Im Namen des Vaters.

Roman.
(Werke. 2).
Graz, Wien: Droschl, 1998.
164 S., geb.; öS 250.-.
ISBN 3-85420-482-5.

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Das Haus habe ich für den Sohn gebaut, sagt der Vater. Sein Weltverständnis legt er zu Beginn von Reinhard P. Grubers Roman "Im Namen des Vaters" in einfachen Sätzen dar. Programmatisch und klar hämmern sich die - wie einstudiert wirkenden - Phrasen in die Köpfe der Leser: "Ein eigenes Haus war mir wichtiger als der Meister. Wer arbeitet, der bringt es auch zu etwas. Gute Arbeit wird immer bezahlt." (S. 7) Das personifizierte Kleinbürgertum jagt Schrecken ein, brutal klingt die Aufsteigermoral, allzu bekannt deren Credo. "Mein Sohn wird kein Hippie. Wir sind ehrliche Leute. Wenn wir etwas wollen, dann leisten wir was dafür; und wenn wir was leisten, dann wollen wir was dafür. Das ist die soziale Gerechtigkeit. Wir sind keine Zigeuner." (S. 8)

Die Erzählung aus der Sicht des Vaters wird am Ende des Romans gespiegelt durch jene des Sohnes. Dazwischen liegt eine Entwicklungsgeschichte, wie sie sich beklemmend real abgespielt haben könnte. Auf den Sohn werden die eigenen Aufstiegswünsche projiziert (die Tochter hingegen verschwindet dahinter). Konrad enttäuscht aber die Erwartungen des Vaters und bricht aus der Enge aus. Statt Ingenieur zu werden, studiert er Philosophie. Seine Suche führt ihn ins Kloster, das aber nur die Enge des Elternhauses reproduziert. Die Abrechnung mit dem Klosterleben nimmt literarische Form an und Konrads Werk "Die Konsequenz - Tagebuch eines Mönchs" bringt ihm journalistischen Erfolg. Er steigt auf in die Redaktionsstube der auflagenstärksten Zeitung und schreibt nun für die Massen. Der Erfolg gibt ihm recht. Er glaubt, es weiter gebracht zu haben als sein Vater. Aber er ist nur ein Zerrbild, intellektuell verbrämt, und mit zynischer Grundhaltung in die gleiche kleinbürgerliche Existenz hineingewachsen.

Geschickt wechselt der Autor Erzählperspektiven und -stile. Fast unerträglich nah kommen einem diese fiktiven Durchschnittsbiographien. Bedrohlich bekannt sind die Ansichten, die diese Welten beschreiben. In der patriarchalen Realität beider ist naturgemäß auch kein Platz für Frauen. Sie opfern sich an der Seite ihrer Männer auf und werden als willfährige Anhängsel behandelt. Im Schlußkapitel glückt wenigstens der Ehefrau Konrads die Befreiung aus der Abhängigkeit. Sie erwacht aus ihrer bedingungslosen Liebe und läßt Konrad in seinem egoistischen Größenwahn allein. Man ist dem Autor dankbar, diese eine brutale Unterdrückungsgeschichte aus ihrer katastrophalen Lage ausgelöst zu haben.

Ivette Löcker
14. Juli 1998

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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