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Walter Grond: Der Soldat und das Schöne.

Roman.
Innsbruck: Haymon, 1998.
256 S., geb.; öS 280.-.
ISBN 3-85218-274-3.

Link zur Leseprobe

"Solange Brand schwieg, würde Schrei nicht losbrüllen." Und Brand - in realiter Grond - hat nicht geschwiegen. Eineinhalb Jahre nach dem Ende von Walter Gronds Präsidentschaft des Forum Stadtparks in Graz erscheint nun sein Roman über die immer schneller werdende Zerstörung eines Refomers. Mit seinem Schlüsselroman "Der Soldat und da Schöne" legt Grond eine überaus spannende, zwar nicht immer leicht zu lesende aber dafür umso artifizieller geschriebene True-Story vor.
Es ist seine, Gronds Geschichte und die jener Grazer Kulturmacher, die letztendlich mit ihrem Pyrrussieg nur das Ende, die Zerstörung der steirischen Kulturkaderschmiede erreicht haben. Denn letztendlich, und das zeigt Grond in seinem Roman auch, war er nur der Spielball eines vermeintlichen Freundes und dessen Frau.

Alfons Schrei, ein mittelmäßiger Möchtegernkünstler, der jahrzehntelang an der Seite von Altpräsident und Gründer Utz Kapp agiert hat, drängt Brand dazu, die Präsidentschaft zu übernehmen. Er selbst würde im Hintergrund die Fäden ziehen und Sabrina Allmeier, seine Frau, als Geschäftsführerin fungieren. Dies tut sie auch - nur keineswegs professionell und ohne ihren Vertrag unterschrieben zu haben. Doch das - und vieles andere mehr - erfährt der naive Brand erst gegen Ende der Tragödie. Schließlich entgeht Allmeier nur durch Brands gutem Willen einer Anzeige wegen fahrlässiger Krida, da sie Rechnungen und Honorare nur nach eigenem Gutdünken ausbezahlte, von früheren Zeiten gewohnt, daß alle Schulden irgendwie durch Nachsubventionierungen gedeckt seien.
Aber Brand ist nicht Kapp, der eng mit der konservativen steirischen Regierung zusammenarbeitet. Brand will den Hofgarten reformieren, ein professionell geführter Kunstbetrieb, eine Plattform für junge Talente soll daraus werden, der Hofgarten neu hat sogar ein eigenes Internetprojekt zu bieten.

Doch Brand hat die Rechnung ohne die Anderen gemacht. Ehemalige Avantgardisten, Kulturpolitiker und Journalisten sind zu eng miteinander verbunden, als daß sie voneinander lassen können. Gegenseitig schlägt man sich nur die Schädel ein, geköpft indes werden die anderen, jene die nicht und nirgendwo wirklich dazugehören. Wer mit wem wie verbandelt ist, welche Seilschaften zwischen Kunst und Politik funktionieren und welche nicht, zeigt Grond in seinem schonungslosen Bericht (s)einer langsamen Hinrichtung, der sich wie ein Who is Who des Grazer Kulturbetriebs liest. An keinem, der Rang und Namen hat, und vor allem an sich selbst, läßt Grond ein gutes Haar. Denn der Gemeinheit der Lokalgrößen steht des Anti-Helden Naivität gegenüber. Daß nichts dergleichen der Kunst förderlich ist, zeigt dieser Roman, an dessen Ende nicht nur der Niedergang einer der wichtigsten kulturellen Institutionen der Nachkriegszeit steht, sondern damit auch das Ende einer großen literarischen und überhaupt künstlerischen Epoche.

In welche Niederungen sich die hohe Kultur der Stadt der einstigen literarischen Volkserhebung herabläßt, mag für einen Roman zuviel sein, für die Realität war es bitterer Ernst. Daß Walter Grond sich auf diese Real-Tragödie österreichischer Kulturgeschichte in seinem Roman eingelassen hat, werden ihm Literarhistoriker danken, die einstigen und Noch-Immer-Funktionäre hingegen werden vielleicht die Geschichte nach ihren Zugängen korrigieren. Eines wird man Grond jedoch nicht vorwerfen können: die Fakten nach seinem Gutdünken verdreht zu haben, denn letztendlich hat er doch "nur" den Roman dazu geschrieben. Und wenn auch nicht alles wahr daran sein mag, gut erfunden ist es allemal.

Susanne Zobl
10. Februar 1999

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