Überhaupt, raunte die alte Urscha, man hätte auch dem Kindsvater beizeiten Farnsamen mitgeben sollen: Man hätte die braunschwarzen Kügelchen in seine Jacke einnähen sollen, das mache ihn hieb- und stichfest, und überhaupt gehe alles gut vonstatten mit Farnsamen, im Krieg und bei der Arbeit. Die Magd auf dem Bett preßte ihr Kind an sich. Das seufzte nur und suchte leise jammernd die Brust.
Vierblattklee hilft auch, raunte die Alte vor dem Herdloch nach einer Pause. Der Blick durch einen Kranz von Vierblattklee zwingt den Kindsvater heim. Aber jetzt gibt es ja keinen Klee, damit müssen wir bis zum Sommer warten. Ich werde Dir einen Kranz von Vierblattklee bringen! Wenn der Liebeszauber richtig gemacht wird, raunte die Alte, wird sogar ein Soldat fahnenflüchtig, so stark ist er. Man müsse aber auf der Hut und des Geliebten sicher sein, denn wenn der Angerufene dem Zauber nicht folgen wolle, binde er seinen Leihriemen um einen Holzpflock, und dieser fliege dann an seiner Statt heim und zerstampfe das Lager und die Bettstatt ... (S. 41)
JULI 1864, IM GOLF VON MEXIKO
Daß außerhalb von Triest und Wien manch unösterreichische Widerwärtigkeiten auftreten können
Galgengesichter sind das, sagte Kapitän Richard Bari, ganz und gar Galgengesichter! Die Leut sollen aufpassen und ihre Waffen bereit halten!
Weil auch in Havana Fälle von Gelbfieber aufgetreten waren, hatte Kapitän Bari am 11. Juli auslaufen lassen. Die Novara war daraufhin eine Woche im Golf von Mexiko gekreuzt und hatte am 19. vor den Alagranen in der Campechebank Anker gesetzt. Nun schwärmten die Beiboote aus; die Männer machten sich auf, die Riffe zu besuchen und nach Möglichkeit an Bord eines der gescheiterten Fahrzeuge zu gelangen, die als Wracks in den Untiefen dümpelten. Und sie trafen auf vereinzelte Indianer: Einige zogen sich landwärts zurück, gewissermaßen widerspenstig, als die Österreicher ihre Boote an die kleinen Landbildungen setzten, andere beobachteten sie, anscheinend teilnahmslos auf einem winzigen Eiland oder auf einem Wrack hockend wie ein Geier, aus den Augenwinkeln. (S. 174f.)
(c) 1997, TURIA + KANT, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.